Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

570 ni. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff. 
letzteren Ammoniak, Aethylamin und Monoäthyläthyiendiamin 
entstehen. 
Merkwürdig ist, dass die Aether der Cyansäure, welche 
sich, wie oben gezeigt worden, mit secundaren Aminen ver 
einigen , auf tertiäre Amine ohne Einfluss sind (Würtz, 
A. W Hofmann). Dieser Umstand lässt sich wahrscheinlich 
durch folgende Betrachtungen (wobei Harnstoff als wahres Car 
bamid CO(H 2 N)2 angesehen wird) erklären: wenn ein cyan 
saurer Aether und Ammoniak oder ein unvollkommen substi- 
tuirtes Amin zu einem Harnstoff zusammentreten, so trennt sich 
der Stickstoff der Cyansäure, welcher durch Kohlenstoff und 
Sauerstoff gesättigt und mit keinem Wasserstoff verbunden 
war, theilweise vom Kohlenstoff ab und tritt in directen Zu 
sammenhang mit dem Wasserstoff des Ammoniaks oder Amins; 
der Ammoniakwasserstoff, der zuvor mit einem Stickstoffatom 
vereinigt war, vertheilt sich nun also in dem sich bildenden 
Harnstoffe unter zwei Atome Stickstoff, und diese Neigung des 
Stickstoffs der Cyansäure zur Vereinigung mit Wasserstoff kann 
als Grund zur Bildung des neuen Molecüls dienen. Nimmt man 
aber ein tertiäres Amin, so ist in ihm, ausser dem an Kohlen 
stoff gebundenen, kein anderer Wasserstoff vorhanden, und der 
Stickstoff eines solchen Amins ist nur durch Kohlenstoffaffinität 
gesättigt, hier giebt es also keinen Wasserstoff, der zu dem 
Stickstoffatom des Cyans übertreten könnte, und es giebt keinen 
Grund dazu, dass dieses Stickstoffatom theilweise aufhören sollte 
auf das Kohlenstoffatom des Cyans zu wirken, um mit dem 
Kohlenstoff der im tertiären Amin enthaltenen Alkoholradicale 
in Wechselwirkung zu treten. Eine solche Vertheilungsweise 
der Affinitätswirkung müsste jedoch eintreten, wenn der cyan 
saure Aether mit einem tertiären Amin sich zu einem Harn- 
stoffmolecül verbände. 
Den Harnstoffderivaten und den ihnen nahe stehenden Kör 
pern entsprechen auch einige substituirte Derivate, die Alkohol 
radicale statt eines Tlieils Ammoniakwasserstoff enthalten. So 
stellen die in den Muskeln, im Urin, im Gehirn vorkommenden 
Körper Kreatin und Kreatinin, aller Wahrscheinlichkeit nach, 
monomethylirtes Glycocyamin und Glycocyamidin (s. vorigen §), 
oder, was dasselbe ist, Guanidin vor, in welchem ausser dem 
durch Hydroglycolyl [(C 2 H20/(HO)y oder'Glycolyl (C2H2O)" sub- 
stituirten Wasserstoff noch ein Wasserstoffatom durch Methyl
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.