4. Hydratamide.
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auf ähnliche Weise aus* Horn entstehen u. s. w. In verschie
denen Organen finden sich diese Substanzen (besonders die
letztere) fertig vor.
Aromatische Amidosäuren können durch Reduction der ent
sprechenden Nitrosäuren erhalten werden. Diese Reduction ge
schieht im Allgemeinen unter denselben Bedingungen, unter
denen z. B. Anilin aus Nitrobenzol entsteht. Aus Dinitrosäuren
können auf demselben Wege auch Diamidosäuren, z. B. eine
Diamiclobenzoesäure:
erhalten werden.
Die gesättigten, sowie die aromatischen Glycine sind starre,
krystallinische, in Wasser lösliche Substanzen. Sie haben all
gemein einen slisslichen Geschmack. Da in ihnen ein Ammo
niakrest mit Amincharacter und ein Säurewasserrest enthalten
ist, verhalten sich die Glycine der chemischen Structur ihres
Molecüls gemäss zu Säuren wie Alkalien und zu Alkalien wie
Säuren. Mit den ersteren treten sie, ähnlich dem Ammoniak
und den Amiden, in directe Vereinigung, mit den letzteren
geben sie Salze, indem sie Wasserstoff gegen Metall austau-
schen. Die Glycine vereinigen sich auch mit Metallsalzen, wo
bei Salze vom Typus der Ammoniumverbindungen entstehen.
Die allgemeinen chemischen Umwandlungen der Glycine sind
ziemlich regelmässig: mit Salpetrigsäure und Wasser geben sie
alle entsprechende zweiatomige einbasische Säuren (s. §§ 179
und 182); bei raschem Erwärmen der Glycine für sich, oder
beim Erwärmen derselben mit Alkalien, entstehen Amine: aus
Glycocoll bildet sich Methylaifiin, aus Alanin Aethylamin, aus
Anthranilsäure Anilin (vgl. § 254). Durch schwaches Oxy-
diren erhält man aus den Glycinen (mit Ausnahme des Glyco-
colls) die ein Atom Kohlenstoff weniger enthaltenden Aldehyde.
Für Säuren mit einer grösseren Anzahl von Wasserresten,
unter denen sich auch Alkoholwasserreste finden, wird natürlich
die Existenz von Hydratamiden mit complicirteren Formen und in
grösserer Anzahl möglich. Der dreiatomigen einbasischen Gly
cerinsäure müssen z. B. zwei Amidosäuren und ein Amid ent
sprechen :