596 HI- Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff.
serstoff kann leicht bei Einwirkung eines Alkali durch Metall
substituirt werden. Trinitroacetonitril zerfällt mit Wasser oder
Weingeist, besonders beim Erwärmen, in Kohlensäure und das
Ammoniaksalz des Nitioforms C(EiN)(N02)3 (vgl. § 126), aus
welchem ferner Nitroform selbst, und endlich, durch das Nitriren
von Nitroform, vierfachnitrirtes Sumpfgas bereitet werden kann
(Schischkof f).
Sechste Gruppe.
Cyan Verbindungen
Allgemeiner Character der Cyanverbindungen.
270. Die Gruppe (CN)', Cyan, ist der einfachste eigentliche
Repräsentant der Kohlenstoffradicale in dem früheren Sinne
dieses Wortes. Cyan ist in der That in einigen Beziehungen
den Elementen, und namentlich den Haloiden, analog. In freiem
Zustande kommt ihm das Molecül (CN)2 = Cy2 , sowie den
Haloiden die Molecitle Cb, Bn, zu, und es kann, gerade wie
die Haloide, in Wechselwirkung treten; Kalium z. B. kann in
einer Cyanatmosphäre verbrannt werden, wobei Cyankalium
entsteht. Einige Cyanmetalle sind den Haloidverbindungen
auch den Eigenschaften nach bis zu einem gewissen Grade
analog; Cyankalium krystallisirt, ähnlich dem Chlorkaliutfi, in
Würfeln, und Cyansilber wird, so gut wie Chlorsilber, als käsiger,
in Wasser unlöslicher Niederschlag erhalten.
Sich auf diese Weise den Elementen anschliessend, kann
Cyan dennoch Derivate von bedeutendem Moleculargewicht
gehen und überhaupt äusserst complicirte und characteristische
Erscheinungen hervorrufen. — Dieses letztere Verhalten wird
bedingt durch die Polyvalenz der Bestandtheile des Cyans, und
durch die Fähigkeit seines Moleclils, sich in gewissen Fällen
zu zersetzen, wobei der Kohlenstoff des Cyans in ein neues
kohlenstoffhaltiges, und der Stickstoff in ein neues stickstoff
haltiges Molecül tritt. Diese Zersetzungen gehen hauptsächlich
unter Mitwirkung von Wasser vor sich, und hierbei giebt der
Sauerstoff, oder der Sauerstoff und ein Theil des Wasserstoffs