Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

6. Cyanverbindungen. 
60! 
des gasförmigen Chlorcyans jedenfalls dem des flüssigen gleich 
ist, dafür bürgt das specifische Gewicht der Gase dieser Sub 
stanzen (Wtirtz, Salet). 
Das Chlorcyan CNC1 erscheint als Chloranhydrid der Cyan 
säure 0, und das feste als Chloranhydrid der Cyanursäure 
03; Aetzkali giebt das erstere in der That cyan 
saures Kalium und Chlorkalium, und das zweite cyanur- 
saures Kalium und Chlorkalium. Dieser Beziehung entspre 
chend erhält man auch beim Kochen mit Wasser aus festem 
Chlorcyan Cyanursäure und Chlorwasserstoff, während anderer 
seits bei Einwirkung von Fünffachchlorphosphor auf Cyanur 
säure festes Chlorcyan gebildet wird. — Das Moleculargewicht 
von Brom- und Jodcyan ist unbekannt. Beide sind krystalli- 
nisch und bilden sich bei Einwirkung der Haloide auf Cyan 
metalle; Bromcyan schmilzt bei+4° und verdampft bei +15°, 
und Jodcyan verflüchtigt sich bei +45°. Mit Aetzkali geben, 
diese Substanzen nicht cyansaures Kalium, sondern Cyankalium, 
und bilden gleichzeitig noch, ausser Brom- oder Jodkalium, das 
brom- oder jodsaure Salz. 
Cyanmetalle. 
272♦ Die Cyanüre verschiedener Metalle sind von äusserst 
verschiedener Beständigkeit; einige (Cyanüre der Alkalimetalle) 
werden leicht durch Säuren zersetzt, wobei sie Cyanwasserstoff 
ausscheiden; andere widerstehen dieser Zersetzung; in einigen 
kann die Gegenwart des entsprechenden Metalls leicht durch 
gewöhnliche Reagentien nachgewiesen werden, in anderen giebt 
das Metall seine characteristischen Reactionen nicht eher, als 
wenn das Moleciil (z. B. durch starkes Glühen u. a.) zerstört 
ist (vgl. § 269). Cyanmetalle verbinden sich leicht unter ein 
ander (besonders Cyanüre der alkalischen mit den Cyanüren 
der schweren Metalle), und bilden Doppelsalze. Die Verschie 
denheit in der Beständigkeit der Cyanmetalle spricht sich auch 
in diesen Doppelsalzen aus; einige von ihnen werden durch 
Säuren vollkommen zersetzt, indem ihr Cyan sich in Form von 
Cyanwasserstoff entwickelt, andere scheiden hierbei eins der 
Cyanmetalle ab, noch andere vertauschen, ohne dabei zerstört zu 
werden, nur ihren Gehalt an Alkalimetall gegen Wasserstoff. 
Die Körper der letzteren Art treten auch mit verschiedenen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.