602 HI. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff.
Salzen leicht in doppelte Zersetzung, wobei das Alkalimetall der
Cyanverbindung durch das Metall des verwandten Salzes vertreten
wird. — Ueberbaupt also treten bei diesen doppelten Zersetzun
gen eins der Metalle des Cyandoppelsalzes und sämmtliches
Cyan in neue MolecUle über, d. b. die aus einem der Metalle
und dem Cyan bestehenden Gruppen spielen die Rolle beson
derer zusammengesetzter Radicale. Solche sind z. B. die als
Ferrocyan und Ferricyan bekannten Gruppen. Merkwürdig
ist, dass die Salze dieser und ähnlicher Gruppen unschädlich
sind, während durch Säuren leicht und vollkommen zersetzbare
Cyanmetalle fast ebenso giftig wirken wie Cyanwasserstoff.
Das verschiedene Verhalten der in Cyandoppelsalzen auf
tretenden Metalle lässt sich nicht allein durch die Natur dieser
Metalle erklären; es giebt Fälle, wo im Salz nur ein Metall
enthalten ist, und dennoch kann ein Theil desselben leicht
substituirt werden, während ein anderer sich gar nicht an
doppelten Zersetzungen betheiligt (s. unten in diesem § und
§ 270).
Als Beispiele von einfacheren Cyanmetallen mögen dienen
Cyankalium, Cyanquecksilber, Cyansilber u. a. — Die Verbin
dungen von Cyanquecksilber und Cyansilber mit Cyanalkali
metallen, z. B. HgCy 2 + KCy, AgCy + ICCy, leicht lösliche
krystallisirbare Körper, gehören zu den durch Salzsäure voll
kommen zersetzbaren Doppelsalzen, während z. B. Salpeter
säure in der Kälte aus ihnen HgCy-2 und AgCy. ausscheidet,
d. h. nur einen der Bestandtheile des Doppelsalzes, das Cyan
kalium, zersetzt.
Doppelcyanüre, in denen als Radical eine aus Cyan und
Metall bestehende Gruppe angenommen werden kann, sind
ziemlich viele bekannt. In dem metallhaltigen Radical dieser
Salze können enthalten sein Kobalt,*) Chrom, Mangan, Platin
u. a., besonders wichtig jedoch sind Ferrocyankalium (Kalium-
eisencyanür, gelbes Blutlaugensalz, Kali borussicum flavurn) **)
*) Nickel jedoch giebt keine Verbindung von ähnlichem Character;
das Doppelsalz von Cyannickel und Cyankalium scheidet bei Einwirkung
von Säuren Cyannickel aus. Hierauf gründet sich eine Trennungsmethode
des Nickels von Kobalt.
**) Gelbes Blutlaugensalz ist das gewöhnliche Material zur Darstellung
sämmtlicher Cyanverbindungen. In krystallinischem Zustande enthält es
3 Molecüle Krystallisationswasser.