6. Cyanverbindungen.
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lieh, dass dem als cyansaures Aethyl*) bekannten Körper die
sentire; während Cyanätholin, in welchem hingegen das Aethyl
durch den Sauerstoff und nicht durch den Stickstoff der Cyan
gruppe gebunden zu sein scheint, der eigentliche zusammenge
setzte Aethyläther der Cyansäure ist.
Entsprechend der Bildung dieser Aether, die von Cyau-
säure abstammen und substituirte Carbimide vorstellen, können
vermittelst der Cyansäure auch complicirtere Körper erhalten
werden, die aber ebenfalls Ammoniakderivate der Kohlensäure
repräsentiren. Solche sind die als ullophansaure Aether oder
Salze und als Trigensäure bekannten Verbindungen. Allophan-
saure Aether entstehen bei Einwirkung von Cyansäuredämpfen
auf Alkohole, und Trigensäure bei Einwirkung derselben Dämpfe
auf Aldehyd. Alle diese Körper stehen, wie es scheint, in
nächster Beziehung zu Biuret (s. § 259): Trigensäure stellt ein
Biuret vor, in welchem H-2 durch die Aldehydgruppe C2H4
substituid; ist, und die Alloplianverbindungen Biurete, welche
statt eines Ammoniakrestes einen substituirten Wasserrest
enthalten: **)
*) Andere Substanzen, die für Aether der Cyansäure gehalten werden
(cyansaures Methyl, Phenyl, Naphthyl), sind ihren Eigenschaften nach diesen
Aethylverbindungen analog.
**) Da zwischen einem Imid und einem Amid einer zweiatomigen Säure
folgende Gleichung stattfindet:
während ein Körper wie Biuret zwischen dem Amid (vgl. § 259) und dem
Imid zu stehen kommt:
so kann man erwarten, dass die Cyansäure, welche sich als Carbimid zu
verhalten und mit H3N Carbamid (Harnstoff) zu liefern fähig ist, unter ge
eigneten Umständen auch in Biuret verwandelt werden kann:
Eine solche Reaction wäre der Bildung allopliansaurer Aether ganz ent
sprechend :
CO 1
Structur Q 0 pp j N zukomme, d. h. dass er Aethylcarbimid reprä-
-R"!
2 H, \ N2
LH, I .
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