Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

6. Cyanverbindungen. 
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säure entspricht jedoch ein Thioanhydrid S, Schwefelcyan, 
welches bei Einwirkung- von Jodcyan auf Rhodansilber entsteht 
und als farbloser, krystallinischer, flüchtiger Körper erscheint.*) 
Ammoniakderivate des Cyans. 
274. Ebenso wie andere Kohlenstoffradicale kann auch Cyan 
sich mit Ammoniakresten vereinigen, oder, was dasselbe ist, 
im Ammoniak Wasserstoff substituiren. Auch seine Polymere 
geben Ammoniakderivate, von denen die das Cyanurradical 
(C3N3)'" enthaltenden besonders zahlreich sind. Der Poly 
valenz dieses Radicals zufolge wird hier die Bildung von Hy- 
dratamidsubstanzen möglich. Tritt es aber mehr als einmal 
ins Molecül, so können Körper entstehen , die auch mehr als 
drei Ammoniakreste enthalten. Alles dieses bedingt eine grosse 
Mannichfaltigkeit der das Radical (C3N3)'" enthaltenden Am 
moniakderivate. 
Von den einfacheren Cyan-Ammoniakderivaten ist Cyan- 
CN| C 1V 1 
aa >id jjJ N = H-2 I & enauer bekannt, welches bei doppelter 
Zersetzung von trockenem Ammoniak mit gasförmigem Chlor- 
cyan erhalten wird. Cyauamid ist krystallinisch, schmilzt bei 
H-40° und zerfliesst an feuchter Luft. Setzt man zu seiner 
wässerigen Lösung eine geringe Menge Salpetersäure hinzu, 
so geht es unter Wasseraufnahme in Harnstoff über: 
CN2H2 + H2O = COH4N2 . 
Wird eine Cyanamidlösung mit einem Zusatz von Ammo 
niak gelinde erwärmt, so geht Cyanamid in Dicyavdiamid 
(Purum) N2 über (Haag), Dieselbe Substanz bildet 
sich bei Einwirkung von Kohlensäure auf Natriumamid NaH>N 
*) Als Oxyd des Schwefelcyans oder als Cyananhydrid der schwefligen 
Säure kann der Körper C2N2SO = SO = SO(CN)2, in dem das Schwe 
felatom tetravalent wirkend auftritt, angesehen werden. Diese Verbindung 
bildet sich durch doppelte Zersetzung von Schwefligsäurechloranhydrid 
SOC1: mit Cyansilber (Gauhe). Sie. stellt weisse, sublimirbare Krystalle 
vor, und beim Kochen mit Wasser zerfällt sip den Säurehaloidanhydriden 
analog in Schwefligesäure und Cyanwasserstoff. 
(Anmerk. d. Verf. z. deutsch Uebers.)
	        
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