614 III. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff.
(Beilstein und Geuther). Dicyandiamid ist weiss, kry-
stallinisch, schmilzt bei circa 205° und zersetzt sich beim Er
wärmen; unter Mitwirkung von Säuren kann es Wasser auf
nehmen und erleidet dann eine Umsetzung in das schwach
alkalische Dicyandiamidin C2H0N4O . Diese Umsetzung ist dem
Uebergang des Cyanamids in Harnstoff analog.
Beim Eindampfen der wässerigen Lösung oder beim Er
wärmen bis auf 150° verwandelt sich Cyanamid in das verdrei
fachte Polymer Melamin (Tricyanlriamid oder Cyanuramid)
| N3 , welches leicht krystallisirt , alkalische Eigen
schaften besitzt und mit Säuren krystallinische Verbindungen
eingeht.
Zu den Derivaten, in denen die Anzahl der Ammoniak
stickstoffatome die Atomigkeit des Badicals C3N3 übersteigt,
gehören: Melam Co TU N11 = N5 und das sogenannte
Hydromellon oder Mellonwasserstojf 'säure
C 9 H 3 Ni3 = (C3 g 3 3 )3 }N4.
Melam entsteht beim Erwärmen eines Gemenges von Bliodan-
kalium mit Salmiak und ist ein weisser, pulveriger Körper.
Hydromellon ist in freiem Zustande wenig bekannt, doch sind
seine Metallderivate, sogenannte Mellonmetalle, erforscht. Am
bekanntesten von diesen sind die drei Kaliumverbindungen:
C9H2KN13, C 9 HK2Nt3 undCoKsNu, welche schwerlösliche, weisse,
krystallinische Substanzen sind. Diese Verbindungen werden
durch Umwandlung verschiedener Cyanammoniakderivate er
halten und bilden sich auch bei verschiedenen Umwandlungen
der Khodanmetalle durch Verlust von Schwefelkohlenstoff und
Schwefelmetall:
13 (T} S ) ~ 4CS ’ 2 ~ 5MaS = C9M3N13 .
Die Beziehungen zwischen den erwähnten Ammoniakderi
vaten des Badicals C3N3 und der Möglichkeit, von einem der
selben zu einem anderen überzugehen, ist aus folgenden Glei
chungen ersichtlich:
Melamin Melam
2(C3HgN6) — H3N = CeHgNu
Hydromellon
3(C 6 H 9 Nn) - THsN = 2(C 9 H3Ni 3 ) .