6. Cyanverbindungen.
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Andererseits ist einleuchtend, dass Guanidin als Analogon
und einfachster Repräsentant dieser Substanzen erscheint. *) —
Aehnliche Complicationsfälle können auch bei verschiedenen an
deren Reactionen, an denen sich Cyanverbindungen betheiligen,
hervorgerufen werden. So entsteht bei Einwirkung von cyan
saurem Aethyl auf Natriumalkoholat, unter anderen, das dem
Carbotriphenyltriamin analoge Ca/'botriäthyltriumin (A. W. Hof
mann), und bei Einwirkung von (freiem) Cyan auf Anilin
Cyananilin u. s. w. Obgleich letztere Reaction dem Aeussern
nach als directe Vereinigung zweier Moleciile Anilin mit einem
Moleci.il Cyan erscheint, so kommt dem Cyananilin doch wahr
scheinlich folgende Structur zu:
Möglichkeit entsprechen, aus ihm die das Radical der Oxal
säure enthaltenden Ammoniakderivate darzustellen.
' 27G, Zu den an die Cyanammoniakderivate sich anschlies
senden Substanzen kann noch Dreifachcyanphosphor gerechnet
werden , welcher als Analogon des Dreifachchlorphosphors
und auch des noch unbekannten Tricyanamids oder Dreifach
cyanstickstoffs angesehen werden kann:
*) Von diesem Standpuncte aus wird die nahe Beziehung aller dieser
Körper mit den Harnstoffderivaten verständlich, und es leuchtet auch ein,
wie aus ihnen einerseits Cyanverbindungen, andererseits (bei Mitwirkung
von Wasserelementen) Harnstoff und dessen Derivate erhalten werden
können. Zu den Verwandlungen dieser letzteren Art sind z. B. auch fol
gende Reactionen zu zählen:
C (i H 5 I
H N
Dieser Structur des Cyananilins würde auch die bewiesene
Tricyanamid
(CN) 3 N
Cyanphosphor
(CN) 3 P.
Guanidin
(vgl. § 251 in d.
Ànmerk.)
Carbotriäthyltriamin (drei-
fachäthylirtes Guanidin)
in (drei- Diäthylharn- Aethyl-
stoff amin