Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

8. Diazoverbindungen. 
633: 
Schwefelsänrediazobenzol ein, so entsteht Monojodbenzol, freier 
Stickstoff und Schwefelsäure. Siebt man die genannte Diazover 
bindung als eine Aneinanderlagerung der Molecüle an, so würde 
inan diese Reäction durch folgendes Schema ausdriicken müssen: 
(C0H4N2 + SH2O4) + HJ = CeHsJ + N2 + SH2O4 
Bei Annahme der Hypothese von Kekule entspricht dieselbe 
der Gleichung: 
(N2)" + HJ = CeH 5 J + N2 + SH2O4 
Im ersten Falle nimmt man an, dass der Wasserstoff und das 
Jod des Jodwasserstoffmolectils zum Rest (CgIB)", im zweiten 
Falle dass nur das Jod in die aromatische Verbindung tritt, wäh 
rend der Wasserstoff des Jodwasserstoffs das Molecül der Schwe 
felsäure ergänzt. Dieser letzteren Annahme entspricht in der 
That die Einwirkung der Analoge des Jodwasserstoffs, Jod 
methyl und Jodaethyl, auf saures Schwefelsäurediazobenzol; 
es entstehen Monojodbenzol, Stickstoff und Methyl- oder Aethyl- 
schwefelsäure (Kekule): 
SHO4} №) " + CH3 J = C 6 H 5 J + № + SH(CH 3 ) 0 4 
Nimmt man das Vorhandensein des zweiatomigen Restes (CcH4/ r 
in den Diazobenzolverbindungen an, so müsste man weiter bei der 
Einwirkung der Ilaloide auf dieselben die Entstehung vonBichlor-, 
Bibrombenzol erwarten dürfen, es entstehen aber hierbei in 
Wirklichkeit nur Monochlor-, Monobrombenzol. 
Die vermuthliche Existenz von freiem Diazobenzol und eini 
ger seiner substituirten Derivate scheint wohl der Hypothese von 
Kekule entgegenzutreten, diese Körper sind aber nur im unrei 
nen Zustande dargestellt und nicht analysirt worden, so dass die 
Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, sie auch für Hydrate z. B. 
[C 6 H 5 (N2)"l(HO) u. s. w. zu halten. Wieder andere Diazokörper 
sind mit Sicherheit, als selbständige Molecüle bildend, erkannt; 
in allen sind jedoch ausser dem aromatischen Kohlenwasser- 
stofifradical und der für Diazoderivate characteristischen Sti'ck- 
stoflfgruppe (N2/' noch andere Atome oder Gruppen enthalten, 
so dass immer die Annahme möglich erscheint, die durch eine 
Affinitätseinheit mit der aromatischen Kohlenstoflfgruppirungr
	        
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