Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

8. Diazoverbindungen. 
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andauernder Einwirkung von Salpetrigsäure auf freies Anilin 
(in alkoholischer Lösung) salpetersaures Diazobenzol erhalten 
werden (Griess). — Durch doppelte Zersetzungen lassen sich 
aus diesen sogenannten Verbindungen der Diazoderivate neue 
Verbindungen darstellen; so z. B. erhält man, wenn man salpeter 
saures Azobenzol in einen Ueberschuss einer äusserst concen- 
trirten Lösung von Kalilauge einträgt, eine Verbindung von 
f 1 He 1 
Diazobenzol mit Kalilauge CcHsNoKO = (N2), und aus 
der Lösung dieser letztem Substanz kann durch Essigsäure ein 
dickflüssiges gelbes Oel niedergeschlagen werden, welches freies 
Diazobenzol (Griess) oder Diazobenzolhydrat (K e k u 1 e, s. oben) 
vorstellt. Dieses Oel zeichnet sich durch seine Unbeständigkeit 
aus und beginnt sehr bald sich von selbst zu zersetzen. Aus 
Salpetersäure-Diazobenzoesäure wird durch Alkali ebenfalls Dia- 
zobenzoesäure oder Diazobenzoesäurehydrat als gelbe, sich eben 
falls leicht zersetzende Substanz gefällt. — Diazoamidoverbin- 
dungen sind gewöhnlich krystallinische Substanzen von gelber 
oder rothgelber Farbe. Sie sind nicht flüchtig und zerfallen 
beim Erwärmen mit mehr oder weniger heftiger Explosion. 
Diazoamidosäuren besitzen deutlichsaure Eigenschaften, sie 
bilden Salze oder zusammengesetzte Aether, indem sie zwei 
Atome Hydrat-Wasserstoff gegen Metall oder Alkoholradicale 
vertauschen. Diazoamidoderivate der Kohlenwasserstoffe (z. B. 
des Benzols) besitzen zwar keine deutlich ausgesprochenen alka 
lischen Eigenschaften, können jedoch Doppelsalze mit Chlorplatin 
und Chlorgold geben. 
Salpetersäure-Diazoderivate sind im Allgemeinen auch leicht 
krystallisirbare Substanzen, die häufig farblos erscheinen und 
äusserst explosiv sind; Salpetersäure-Diazobenzol z. B. explo- 
dirt nicht nur beim Erwärmen, sondern auch durch Reibung 
und Schlag, und zwar mit grösserer Heftigkeit als Knall 
quecksilber. — Die sauren Eigenschaften der Säureverbin 
dungen von Diazosäuren treten nur schwach hervor, sie können 
jedoch Aether geben; es besteht z. B. Salpetp?\s'äurc-Di(izobeji- 
zoeälher. Andrerseits sind nicht nur verschiedene Säurever 
bindungen der von den Kohlenwasserstoffen ableitbaren Diazo 
derivate bekannt, sondern auch ihre verschiedenen Metallver 
bindungen. Aus dem schon oben erwähnten Diazobenzolkali, 
welches weisse blättrige alkalische, Kohlensäure absorbirende
	        
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