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IV. Metallorganische Verbindungen.
polyvalenten Metallatoms sättigen, die chemische Wirksamkeit
dieses letztem bedeutend und nähern dasselbe in seinen Eigen
schaften den Alkalimetallen; werden aber Alkoholradicale durch
einen Theil der Affinität eines Metalloidatoms gebunden, so
verleihen sie auch diesem einen Metallcharacter. So z. B. reihen
sich die Gruppen (R'Zn")' ihrer chemischen Energie nach an
Kalium und Natrium, während der chemische Character der
Gruppen (R' 2 P"/, (R'3S iv / u. a. dem der Metalle gleicht. Der
metallische Character metallorganischer Gruppen äussert sich
gewöhnlich auch in ihrer grossen Affinität zum Sauerstoff. Die
Oxydirbarkeit solcher Molecüle, die nur aus Metall und durch
dieses gebundenen Alkoholradicalen bestehen, wächst häufig
bis zur Fähigkeit Wasser zu zersetzen und sich an der Luft
zu entzünden, ein Umstand, der es nothwendig macht, alle
Operationen mit solchen Substanzen nicht anders als in einer
trocknen sauerstofffreien Atmosphäre (in einer Atmosphäre von
Wasserstoff, Stickstoff, Leuchtgas oder Kohlensäure) vorzu
nehmen. Es muss übrigens bemerkt werden, dass die Indivi
dualität des Elements ebenfalls einen bestimmten Einfluss auf
den chemischen Character seiner metallorganischen Derivate
ausübt: so steht z. B. die chemische Bedeutung des Silicium
atoms in seinen metallorganischen Derivaten der des Kohlen
stoffatoms am nächsten.
Interessant ist, dass die individuellen Verschiedenheiten,
welche zwischen den zu einer und derselben natürlichen Gruppe
gehörigen Elementen bestehen, in ihren metallorganischen Ver
bindungen um so mehr schwinden, je grösser die Anzahl der
ins Molecül getretenen Alkoholradicale ist: z. B. R'sAs und
R'aSb sind einander sehr ähnlich, noch mehr aber gleichen
R'iAsJ und R'4SbJ, und zwar nicht nur einander, sondern auch
den Verbindungen R^PJ und RLNJ.
Die physikalischen Eigenschaften der metallorganischen
Verbindungen und ihrer Derivate sind äusserst verschieden.
Substanzen, welche ausser dem Element, dem die metallorga
nische Verbindung zukommt, nichts als Alkoholradicale ent
halten, sind gewöhnlich schwere, farblose, mehr oder weniger
flüchtige Flüssigkeiten. Die Flüchtigkeit ist im Allgemeinen
um so grösser, je einfacher die im Molecül enthaltenen Alko
holradicale sind. Die Möglichkeit, aus der Dampfdichte auf
die Grösse des Molectils vollkommen gesättigter metallorgani