Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Allgemeine Begriffe. 
sind aber für jede dieser Formeln nur zwei Fälle chemischer 
Structur denkbar: 
1CH2B1’ 
iCIUBr 
und 
fCHBr-2 
1CH 3 ’ 
1CH2CI 
ICHCI2 
und 
|CH 3 
ICCI3 
Um ähnliche Fälle der Isomerie, wenn sie bestätigt wer- 
den sollten, zu erklären, muss man den vier Affinitätseinhei 
ten, die einem Kohlenstoffatom zukommen, oder überhaupt den 
einzelnen Affinitätseinheiten polyvalenter Atome, verschiedene 
Wirkungsweise zuschreiben. Die Isomerie der Körper GzHjBn 
und C2H3CI3 würde dann auch davon abhängig sein können, 
dass gewisse Chlor- oder Bromatame in dem einen Fall mit 
telst gewisser — in dem andern mittelst anderer Affinitätsein 
heiten des Kohlenstoffs gehalten werden. Fast ganz unbeant 
wortet bleibt endlich noch die Frage, ob jene Isomerie, welche 
sich hauptsächlich in der Verschiedenheit der optischen Eigen 
schaften (Circularpolarisation) kund gibt, durch chemische Iso- 
merie-Verschiedenheit der chemischen Structur erklärt werden 
kann, oder ob sie eine besondere Art der Isomerie ist, die 
man alsdann physikalische Isomerie nennen könnte. 
47a. Wäre die Verschiedenartigkeit der Affinitätseinheiten 
der polyvalenten Atome bewiesen, so bliebe dann noch ex 
perimentell die Frage zu beantworten, ob diese Verschieden 
artigkeit eine beständige, unveränderliche, oder eine tempo 
räre, veränderliche, nur unter gewissen Bedingungen beste 
hende ist. 
Wahre Bedeutung der Theorien in der Chemie. 
48. Hiermit beschlossen wir die Darlegung der allgemeinen 
Begriffe, welche dem gegenwärtigen Standpunkt der Chemie ent 
sprechen und welche heut zu Tage hauptsächlich den theoretischen 
Theil derselben bilden. Um Fehler und Illusionen zu vermeiden, 
muss die wahre Bedeutung dieser theoretischen Begriffe erläutert 
werden. Eine Theorie in dem Sinne, wie z. B. die Theorie des 
Lichtes in der Physik, besitzt die Chemie nicht: sie ist noch 
fern von jener Vollkommenheit, die so weit geht, dass sie auf 
mathematischem Wege von einer Hypothese auf Thatsachen, 
als auf nothwendige Folgen zu schlicssen erlaubt, wobei dann 
durch vollständige Uebereinstimmung zwischen Thatsachen und 
vorausgefassten Schlüssen die ursprüngliche Grundhypothese 
fast zur unumstösslichen Wahrheit erhoben wird. Alle söge-
	        
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