Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

4. Metallorganische Verbindungen von Tellur, Selen u. Schwefel. G73 
mit Salpetersäure behandelt unterliegt aber das RoSnO einer 
doppelten Zersetzung, das Salz (RsSii/'K^Og bildend, während 
RsTeO sich direct mit jener vereinigt, so gut wie es ein Amin oder 
ein Phosphin thun würde, und das Salz j Te YI 0 J NO3 liefert, 
in welchem die das Wasserstoffatom der Salpetersäure sub- 
stituirende Gruppe eine ähnliche Rolle wie ein Ammonium oder 
ein Phosphonium spielt. 
Das metallartige Verhalten solcher, zwei einatomige Alko- 
holradicale in Zusammensetzung enthaltender Gruppen und ihrer 
Oxj T de spricht sich am deutlichsten in den Tellurverbindungen 
aus, auch sind derartige Derivate hauptsächlich für Tellur be 
kannt. Diejenigen obenerwähnten Derivate hingegen, in welchen 
die metallische Rolle einer drei einatomige Alkoholradieale ent 
haltenden Gruppe zukommt, sind besonders mit genügender 
Sicherheit für Schwefel bekannt, obgleich sie auch für Selen 
und Tellur existiren. Hierbei muss hervorgehoben werden, dass 
auch solche Analoga der Gruppen (R3S/ bekannt sind, welche 
neben Schwefel mehratomige Alkoholradieale in ihrer Zusammen 
setzung- enthalten, eine Erscheinung, für die noch nichts Ent 
sprechendes bei metallorganisehen Derivaten anderer Elemente 
beobachtet worden ist. 
Ferner ist für Schwefel die Existenz zahlreicher Derivate 
characteristisch, in welchen sein hexavalent wirkendes Atom 
mit zwei Atomen Sauerstoff verbunden auftritt und mit dem 
Kohlenstoff einer oder zweier organischer Gruppen, welche 
von äusserst mannichfaltiger Zusammensetzung sein können, 
direct zusammenhängt*). Derartige Substanzen werden im 
*) Es ist natürlich die Annahme möglich, dass hier und auch in der 
Schwefelsäure das Schwefelatom tetravalent wirkt, dass aber die zwei Sauer 
stoffatome untereinander verbunden sind, sodass der zweiatomigen Gruppe SO2 
dieStructur [STOb'T' zukommt. Diese Annahme erscheint indess einstweilen 
kaum wahrscheinlich, wenn man die grosse Beständigkeit der Gruppe SO2 
und die starke Neigung der Gruppe SO zur Oxydation bedenkt, während 
man doch an den Hyperoxyden, in welchen die Anwesenheit der unter ein 
ander verbundenen Sauerstoffatome allgemein anerkannt wird, stets Unbe 
ständigkeit und Neigung zur Sauerstoffausscheidung wahrnimmt. Andrer 
seits lassen sich die Körper, wie Salpetersäure-Schwefelmethyloxyd oder 
Salpeter säur e-Schrvefdtelluroxyd nur dann als wahre Molecüle betrachten, 
wenn man in denselben das Schwefel- und das Telluratom als mit sechs 
Affinitätseinheiten thätig betrachtet. (Anmerk. d. Yerf. z. deutsch. Uebers.) 
Butlerow. 43
	        
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