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IV. Metallorganische Verbindungen.
Eigenschaft, in Silber- und Oxydulkupferlösungen Nieder
schläge hervorzubringen, wird dadurch bedingt, dass diese
Kohlenwasserstoffe ihren Wasserstoff gegen Metall austauschen
und in gewissen Fällen zugleich Additionen unterliegen können
(vgl. §§ 111 und 209). Ein einfacher Austauch von Wasser
stoff gegen Metall findet z. B. statt, wenn man Natrium oder
Kalium in einer Acetylenatmosphäre erwärmt (Berthelot).
Hierbei bilden sich starre Verbindungen, denen, je nach der
mehr oder weniger energischen Wirkung, entweder die Zusam
mensetzung СгНКа oder СгИаг zukommt. Mit Wasser behan
delt liefern diese Verbindungen von Neuem Acetylen. Allylen
zersetzt sich unter denselben Bedingungen, es wird Kohle ab
geschieden, und statt des Allylenderivats erhält man das Ace
tylenderivat СгКаг (Berthelot). Es ist jedoch ein Silberally-
lenderivat CsHeAg* bekannt, welches eben der Niederschlag ist,
welchen Allylen in einer ammoniakalischen Silberoxydlösung
hervorbringt (vgl. § 111). — Die Niederschläge, welche mit
Acetylen in derselben Lösung oder in einer ammoniakalischen
Lösung von Kupferoxydul (Cu = 63,4, Cu" = Oxydkupfer, Сиг"
= Oxydulkupfer) erhalten werden, besitzen hingegen eine ganz
andere Zusammensetzung. Diese letzteren enthalten Sauerstoff
und entsprechen den Formeln [СгЩСиг/'ЬО und (CbHAgb^O
(Berthelot). Die Substanzen können als Oxyde besonderer
einatomiger Radicale — Cuprosaceiyl und Argentacetyl — be
trachtet werden, die Vinyl (C2H3) vorstellen, in welchem an
Stelle eines Theils Wasserstoff Metall getreten ist, und die in
ganzen Reihen von Derivaten Vorkommen (Berthelot). Von
diesem Gesichtspuncte aus erscheinen die Verbindungen die
ser Radicale als ungesättigte, dem Typus СпНгп entspre
chende Körper, und die Affinität, mit der die Radicale wirken,
als dem Kohlenstoff gehörig. Uebrigens darf ihre Structur noch
durchaus nicht als bekannt betrachtet werden. — Verschiedene
Verbindungen derselben Radicale können erhalten werden bei
Einwirkung von Acetylen auf Lösungen entsprechender Metall
verbindungen; mit einer Lösung von Chlor-, Brom- oder Jod-
Oxydulkupfer in Chlor-, Brom- oder Jodkalium erhält man z. B.
anfangs (zuweilen krystallinische) Doppelverbindungen dieser
Kaliumsalze mit den Haloidverbindungen von Cuprosacetyl, und
beim Auswaschen der Niederschläge mit Lösungen derselben
Kaliumsalze bleiben die Cuprosacetylhaloidverbindungen selbst