710 Einiges über die chemische Bedeutung verschiedener
diese Fälle, in denen die Eigenschaften eines Hydrats von der
chemischen Stellung der Wasserreste abhängen, gehören zu*
wichtigen Ursachen der Isömerie. Die characteristische Sub
stitution des Hydratwasserstoffs bei Einwirkung von Metall
oxyden oder die leichte Ausscheidbarkeit desselben durch ein
Alkalimetall, seine Ausscheidung zusammen mit Sauerstoff-
und Vertretung durch Haloid unter dem Einfluss von Halo'id-
wasserstoffsäuren (besonders von Jodwasserstoffsäure) endlich,
und zwar ganz besonders, eine ebensolche Ausscheidung und
Vertretung bei Einwirkung von Haloidphosphorverbind ungen
geben zur Genüge das Vorhandensein von Hydratwasserstoff
zu erkennen. Hierzu kommt häutig noch die Abscheidung von
Hydratwasserstoff und Sauerstoff in Form von Wasser, entwe
der bei einfachem Erwärmen, oder wenigstens bei Einwirkung
von Substanzen, die eine starke Affinität zum Wasser besitzen
(Phosphorsäureanhydrid u. a.). — Die Quantität des Hydrat
wasserstoffs hat ihrerseits eine grosse Bedeutung: sie bestimmt,
wie viel Mal mit dem Molecül eine bestimmte characteristische
Umwandlung vor sich gehen kann (Atomigkeit, Basicität).
Das Vorhandensein von direct an Stickstoff gebundenem
(Ammoniak-) Wasserstoff im Molectil giebt sich weniger schroff
zu erkennen, als die Gegenwart des Hydratwasserstoffs. Das
selbe lässt sich auch über die Quantität des vorhandenen Am
moniakwasserstoffs sagen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass
die am meisten characteristischen Functionen der Ammoniakderi
vate nicht, wie in den Hydraten, durch den Wasserstoff, son
dern durch die Gegenwart des Stickstoffs bedingt werden; die
Functionen aber, welche vom Ammoniakwasserstoff abhängen,
werden als untergeordnete betrachtet. — Die Abhängigkeit dieser
letztem Functionen von dem Vorhandensein und der Quantität
des Ammoniakwasserstoffs ist jedoch ziemlich bedeutend (das
Aethyliren der Amine, metallsubstituirte Derivate der Amide
u. s. w.). — Das Verhalten des Ammoniakwasserstoffs hängt
seinerseits von der Natur und Vertheilung andrer im Molecül
enthaltenen Elemente (mit Ausnahme von Kohlenstoff) ab, was
nicht selten als Ursache der Isömerie erscheint. Zu den Erschei
nungen dieser Abhängigkeit gehört z. B. die Vertauschbarkeit
des Ammoniakwasserstoffs der Amide und Imide gegen Metall,
welche dem Ammoniakwasserstoffe der Amine nicht zukommt.
Bei diesen Letztgenannten dient der Austausch des Ammoniak