Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

Elektro affinität 
95 
Setzt man reichlich Schwefeldioxydlösung hinzu, so wird der 
schwarze Niederschlag heller und nach einiger Zeit weiß: er wird 
zu Cuprothiocyanat reduziert. Dièses ist in Wasser außerordent 
lich wenig löslich und kann deshalb zur quantitativen Fällung 
von Kupfer verwendet werden. 
2 Cu(SCN ) 2 + S0 2 + 2H 2 0 = 2 CuSCN + 2HSCN + H 2 S0 4 
Kaliumjodid: fällt unter Abscheidung von Jod weißes Cuprojödid. 
CuS0 4 + 2 KJ = CuJ + J + K 2 S0 4 
Durch Zugabe von Schwefligsäurelösung wird das braune Jod 
zu Jodwasserstoff reduziert, und die weiße Farbe des Cuprojodid- 
Niederschlages wird erkennbar. 
Fehlingsche Lösung: Man gebe zu einer Probe Cuprisulfatlösung 
etwa den doppelten Raum teil Weinsäurelösung H 2 (C 4 H 4 O ß ) und 
dann Natriumhydroxydlösung. Es entsteht eine tiefblaue Lösung, 
die das Natriumsalz der CupriWeinsäure enthält (vgl. Seite 74). 
2C 4 H 6 0 6 + CuS0 4 + 6 NaOH = 6H 2 0 + Na 2 S0 4 + [C 8 H 6 0 12 Cu]Na 4 
Diese Lösung führt den Namen „Fehlingsche Lösung“. 
Sie wird in der organischen Chemie vielfach als gelindes Oxy 
dationsmittel benutzt. Die Oxydationswirkung beruht darauf, 
daß das in der Fehlingschen Lösung in der Cupriform enthaltene 
Kupfer unter Sauerstoffabgabe in die Cuproform übergeht. 
Man setze zu einer Probe Fehlingscher Lösung ein wenig 
Traubenzuckerlösung und erwärme die Mischung. Es scheidet 
sich zuerst gelbes, bald dichter und dabei rot werdendes Cupro- 
oxyd ab. Diese Probe wird in der physiologischen Chemie zum 
Nachweise von Zucker im Harne usw. benutzt. 
Eisen: Etwas blankes Eisen, etwa eine saubere Messerklinge, werde 
mit Cuprisulfatlösung benetzt. Es scheidet sich Kupfer ab, 
während eine äquivalente Menge Eisen sich löst. Aus diesem 
Grunde haftet die Kupferschicht nicht fest am Eisen, sondern 
läßt sich leicht abwischen. 
Elektroaffinität 
Die Ionen haben eine verschieden große Haftfestigkeit für ihre Elektrizitäte- 
ladungen. Einige Ionen halten sie sehr fest; man nennt sie „starke Ionen“, 
z. B. K\ Na', Li-, Ba", Sr", Ca 1 ', F', N0 3 ', CI', Br', S0 4 ". Andere Ionen 
halten ihre Ladung nur wenig fest; man nennt sie „schwache Ionen“, z. B. 
die Edelmetalle, ferner Cu", J', CN', S". Die übrigen Ionen nehmen eine 
mittlere Stellung ein. Elemente, die starke Ionen liefern, sind als Elemente 
wenig beständig und deshalb als solche schwer darstellbar, so die Alkali- und 
Erdalkalimetalle und das Fluor. Man nennt die Festhafte fähigkoit eines Ions 
für seine Eiektrizitätsladung „Elektro affinität“.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.