Silber
101
Silber
Das Silber ist ein weißes Metall von charakteristischem, nach ihm be
nanntem Glanze. Es schmilzt bei 961°; es löst sich in Salpetersäure oder in
heißer konzentrierter Schwefelsäure.
Silber kommt in seinen Verbindungen nur in einwertiger Form vor. Die
einzige Komplikation ist die, daß es Neigung hat, komplexe Kationen mit
Ammoniak, komplexe Anionen mit Thioschwefelsäure H 2 S 2 0 3 und Cyanwasser
stoff zu bilden.
Eine Methode zur Reindarstellung von Silber beruht auf der Schwer
löslichkeit seines Chlorids. Man löse eine silberhaltige Legierung (Fünfzig
pfennigstück) in wenig konzentrierter Salpetersäure, der einige Tropfen
Wasser zugesetzt sind, auf, verdünne die Lösung mit Wasser und füge
so viel Chlorwasserstoffsäure unter Umrühren hinzu, bis eine neu hinzu
gesetzte Probe Chlorwasserstoffsäure keinen weiteren Niederschlag erzeugt.
Der dichte, käsig-flockige Niederschlag werde auf einem glatten Filter
gesammelt und gründlich mit destilliertem Wasser ausgewaschen; das
durchfließende Waschwasser darf schließlich nicht mehr sauer reagieren.
Dabei vergesse man nicht, auch auf das Auswaschen des
Filtrierpapiers Wert zu legen: man spritze mit der Spritzflasche
einige Male über dem oberen Rande des Filters entlang auf die Trichter
wandung; das von dort herabfließende Waschwasser durchzieht dann
die gesamte Papiermasse des Filters und entfernt die fremden Stoffe
— in unserem Falle Kupfersalze und überschüssige Säure — auch aus
seinem oberen Rande, in dem sie sich gern festsetzen. Dann bringe
man das Chlorid in eine Abdampfschale, übergieße es mit etwas ver
dünnter Chlorwasserstoffsäure, lege ein Stengelchen reines Zink in den
Brei und lasse einige Zeit stehen. Sofort beginnt das Silberchlorid
sich in der Nähe des Zinks zu bräunen und geht in 5 bis 10 Minuten
in eine graubraune, schwammige Masse von reinem Silber über. Silber
hat also geringere Elektroaffinität als Zink.
2 AgCl -j- Zn = 2 Ag -f- ZnCl 2
Man entferne nun das Zinkstückchen und wasche das entstandene
Zinkchlorid und die Chlorwasserstoffsäure sorgfältig mit heißem, destil
liertem Wasser fort; am' besten kocht man das Silber in der Abdampf
schale mehrfach mit destilliertem Wasser auf und gießt jedesmal vor
sichtig ab, ehe man die Masse aufs Filter bringt. Schließlich löse man
das Silber in möglichst wenig Salpetersäure auf.
Diese Lösung benutze man zu den folgenden Versuchen; das Übrig
bleibende hebe man für spätere Fälle auf. Alle silberhaltigen Abfälle,
wie Niederschläge und Lösungen werden in einem im Laboratorium zu
diesem Zwecke aufgestellten Glase gesammelt: „Silberreste“. Gelegent
lich werden diese wieder auf reines Silber verarbeitet.