Cyan waberst, offsäure
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Hierauf beruht eine elegante Methode, Brom und Jod in der
Analyse nebeneinander nachzuweisen. Man versetze eine verdünnte
Lösung, die wenig Kaliumjodid und Kaliumbromid enthält, zunächst
mit einem Tropfen Chloi*wasser und etwas Chloroform. Beim Um
schütteln nimmt die Chloroformschicht die violette Jodfarbe an, während
alles Brom noch gebunden bleibt, da es schwerer als Jod aus seinen
Salzen freigemacht wird. Alsdann gebe man mehr Chlorwasser hinzu,
bis beim Umschütteln die violette Jodfarbe verschwunden ist; es zeigt
sich, daß sich nunmehr freies Brom abgeschieden und die Chloroform -
Schicht braun gefärbt hat (vgl. Elektro affinität Seite 95).
Durch gelinde Oxydationsmittel wie salpetrige Säure HN0 2 wird
nur Jod, nicht aber Brom freigemacht. Man gebe zu etwas Kalium
jodidlösung einige Tropfen rauchender — also salpetrigsäurehaltiger —
Salpetersäure. Es scheidet sich Jod aus.
HJ -f HN0 2 = KO -f H 2 0 -f J.
2. Cyanwasserstoffsäurc HCN
Die Cyanwasserstoffsäure oder ,,Blausäure“ schließt sich in ihrem chemischen
Verhalten vollkommen der Chlor-, Brom- und Jodwasserstoffsäure an und würde
der letzteren in vielen Beziehungen anzureihen sein; nur ist sie eine sehr
schwache gäure. Wasserfreie Cyanwasserstoffsäure siedet bei 26°; in Wasser
löst sie sich in jedem Verhältnisse. Cyanwasserstoffsäure und ihre Salze, soweit
sie Cyanionen in wäßriger Lösung abgeben, sind sehr giftig. Das Cyanion
hat eine außerordentliche Neigung, komplexe Verbindungen einzugehen; diese
sowie die nicht dissoziierten Cyanide sind kaum giftig. Man wasche nach
jedem Arbeiten mit Cyaniden die Hände!
Man löse etwas Kaliumcyanid in Wasser auf und benutze die
Lösung zu den folgenden Versuchen; die Kaliumcyanicllösung muß
frisch bereitet werden, da sie sich beim Aufbewahren zersetzt.
Einen Tropfen Kaliumcyanidlösung verdünne man mit etwas Wasser,
säuere mit wenig Salpetersäure an und gebe zwei Tropfen Silber
nitratlösung hinzu; es fällt Silbercyanid aus, das fast dieselben Eigen
schaften wie Silberchlorid besitzt. Wie dieses löst es sich auf Zusatz
von Ammoniaklösung.
KOK -j- AgN0 3 = AgCN + KN0 3
Man versetze einige Tropfen Silbernitratlösung tropfenweise mit
Kaliumcyanidlösung. Das zuerst ausfallende Silbercyanid löst sich
im Überschüsse von Kaliumcyanidlösung zum Kaliumsalze der kom
plexen Silbercyanwasserstoffsäure,
AgCN -f KCN = K[Ag(CN) 3 ]
Auf Zusatz von Salpetersäure bildet sich freie Silbercyanwasser-
stoffsäure, die aber sofort in Cyanwasserstoff' und Silbercyanid zerfällt:
Silbercyanid scheidet sich in Flocken ab.