Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

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Kieselsäure — Salpetrige Säure 
7. Kieselsäure 
Das Anhydrid der Kieselsäure Si0 2 (Siliciumdioxyd) kommt in der Natur 
als Quarz vor; zahlreiche Mineralien sind als Kieselsäure3alze („Silikate)“ 
zufassen. Aus Alkalisilikatlösungen fällt auf Zusatz von Säuren Kieselsäure 
zum Teile aus, zum anderen Teile bleibt sie wegen ihrer Neigung, in kolloidaler 
Form zu bestehen, gelöst; beim Versetzen stark verdünnter Alkalisilikatlösungen 
mit Säure bleibt sie ganz gelöst. Die gelöste Kieselsäure wird erst durch mehr 
faches Abdampfen der mit Chlorwasserstoffsäure versetzten Lösung in die un 
lösliche Form übergeführt. Die Silikate sind mit Ausnahme der Alkalisilikate 
in Wasser unlöslich; Glas ist ein Doppelsilikat: es besteht aus Alkalisilikaten 
und Calcium- oder Bleisilikat. In der Phosphorsalzperle geben Silikate, von 
wenigen Ausnahmen abgesehen, ein „Kieselsäureskelett“, d. h. man sieht in der 
geschmolzenen Perle das hineingebrachte Stückchen ungelöst, aber entfärbt 
herumschwimmen, 
ff, 
Man löse ein Stückchen „Wasserglas“, d. h. ein Gemisch von 
Natriumpyrosilikaten, z. B. Na 2 Si 4 0 9 , in etwas Wasser unter Erwärmen 
auf. Bei Zusatz von konzentrierter Chlorwasserstoffsäure fällt gallert 
artige Kieselsäure aus. Diese frisch ausgefällte Kieselsäure löst sich 
in Natriumhydroxydlösung namentlich beim Erwärmen leicht auf. 
Man bringe ein Splitterchen Wasserglas oder ein Sandkorn in eine 
wasserklare, am Platindrahte geschmolzene Phosphorsalzperle und erhitze 
weiter; Kieselsäureskelett. 
Man löse ein Splitterchen Wasserglas in Wasser auf, säuere mit 
Salpetersäure an und versetze die klare Lösung mit Ammonium- 
molybdatlösung. Die Lösung färbt sich gelb unter Bildung von 
komplexer Molybdänkieselsäure. Dies ist die empfindlichste Probe auf 
gelöste Kieselsäure. Man weise mit ihr Kieselsäure im Wasserleitungs 
wasser nach und prüfe das destillierte Wasser des Laboratoriums. In 
festen Stoffen weist man Kieselsäure mittels des Kieselsäureskeletts oder 
durch Überführung in Siliciumfluorid (Seite 124) nach. 
8. Salpetrige Säure HNO s 
Salpetrige Säure ist rein nicht dargestellt; auch ihre wäßrige Lösung kennt 
man mit Sicherheit noch nicht rein. Dagegen sind einige Salze („Nitrite“) gut 
beständig. Die salpetrige Säure ist insofern ein eigentümlicher Stoff, als sie je 
nach den Umständen oxydierend oder reduzierend wirken kann. 
HNO, + H = H 2 0 + NO 
HNO, + 0 = HNO, 
Man verdünne einen Tropfen Natriumnitritlösung mit einigen 
Kubikzentimetern Wasser, füge zwei Tropfen Kaliumjodidlösung und 
einige Tropfen Chlorwasserstoff- oder Essigsäure hinzu. Es scheidet 
sich Jod aus und färbt die Lösung braun. Empfindlicher ist die 
Probe, wenn man zu der Nitritlösung einige Tropfen Stärkekleister- 
losung hinzugesetzt hat, wobei die Lösung sich unter Bildung von 
Jodstärke tiefblau färbt Mau verwendet diese Umsetzung, die in
	        
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