Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

Gebrauch des Lötrohrs 
7 
zugespitzte Teil des Rohrs dabei zu dünnwandig wird. Man muß 
vielmehr das auszuziehende Glasrohr unter fortwährendem Drehen so 
lange in der Gebläseflamme erhitzen, bis das Rohr an der erhitzten 
Stelle dickwandig geworden ist (Fig. 7 a). Hierzu ist einige Übung 
nötig; denn es ist nicht ganz leicht, die sehr 
weich gewordene Glasmasse ruhig und gleich 
mäßig in der Flamme zu drehen, ohne daß man 
sie deformiert. Hat das Glasrohr etwa doppelte 
Wandstärke erlangt, so nimmt man es aus der 
Flamme und zieht langsam aus, bis die ge 
wünschte Verjüngung erreicht ist. Nach dem 
Erkalten schneidet man die zwei Spitzen ab und schmilzt die Ränder 
rund. Die Herstellung solcher Spitzen ist die beste Vorübung für 
kompliziertere Glasarbeiten, weil man dabei lernt, eine erweichte Glas 
masse ruhig in der Flamme weiter zu glühen, was, wie gesagt, öfter 
gemacht sein muß, wenn es gut gelingen soll. 
Figur 7. 
Gebrauch des Lötrohrs 
Das früher viel benutzte Lötrohr findet im chemischen Labora 
torium heutzutage nur noch wenig Verwendung — sicherlich weniger, 
als im Interesse der Sache liegt; in Hüttenlaboratorien usw. wird es 
auch jetzt noch mit bestem Erfolge vielfach benutzt. Das Lötrohr 
dient dazu, eine kräftige Stichflamme horizontal zu treiben, damit Stoße, 
die auf einer die Wärme schlecht leitenden Unterlage, gewöhnlich einem 
Stücke Holzkohle, liegen, hoch erhitzt werden können. Durch Regu 
lierung der Luftzufuhr gelingt es dem Geübten leicht, in der Flamme 
einen Überschuß an unverbranntem Gase oder an saurestoffhaltiger 
Luft vorherrschen zu lassen; man unterscheidet demnach eine redu 
zierend wirkende „Reduktionsflamme“ und eine oxydierend wirkende 
„Oxydationsflamme“. Die beiden Flammen sicher und rein zu er 
zeugen, ist nicht leicht und erfordert viel Übung; ebenso, sie längere 
Zeit ununterbrochen zu erhalten. Man muß dabei durch die Nase 
atmen, ohne daß der mit dem Munde erzeugte Luftstrom unterbrochen 
wird; die dazu nötigen Einzelheiten lassen sich schlecht beschreiben; 
Hauptsache ist, daß man die Backen und die Brust möglichst aufbläst 
tmd nie vollkommen ausatmet. Am besten benutzt man als Flamme 
eine Öllampe mit flachem Dochte; für unsere Zwecke genügt die nicht 
ganz entleuchtete Flamme des Bunsenbrenners. Um eine Oxydations 
flamme zu erhalten, führt man die Spitze des Lötrohrs 1 bis 2 cm 
über der Mündung des Brenners mitten in die Flamme ein und bläst 
kräftig, so daß aus der Brennerflamme ein Flammenspitzchen seitlich 
herausgeblasen wird; in ihm erkennt man deutlich einen kurzen, inneren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.