Chlorwasserstoft'säurc und Chlor
Chlorwasserstoff HCl ist ein farbloses, stechend riechendes, an der Luft
durch Wasseranziehung und Nebelbildung rauchendes Gas, das sich in Wasser
sehr reichlich löst. Die „konzentrierte Chlorwasserstoffsäure“ oder „Salzsäure“*
des Laboratoriums ist eine 35- bis 40°/ 0 ige, die verdünnte eine etwa 10°/ o ige,
die „2 norm. Chlorwasserstoffsäure“ eine 7)ö5%ige wäßrige Lösung des Gases.
Rohe Chlorwasserstoffsäure enthält etwas Ferrichlorid und ist dadurch gelb
gefärbt. Tn warmem Wasser, ferner in Lösungen seiner Salze und in anderen
Säuren ist Chlorwasserstoff weniger löslich als in reinem, kalten Wasser. Kleinere
Mengen Chlorwasserstoffgas kann man deshalb durch Zutropfen von konzen
trierter Schwefelsäure zu starker Chlorwasserstoffsäure hersteilen; größere Mengen
stellt man, wie es auch in den Fabriken geschieht, durch Erhitzen von Natrium
chlorid mit Schwefelsäure her.
Chlorwasserstoffsäure löst viele Metalle unter Abgabe ihres Wasserstoff
gehaltes auf, z. B. Eisen, Zink, Aluminium. Das in der Chlorwasserstoffsäure
enthaltene Chlor kann man durch Erwärmen mit Oxydationsmitteln wie Blei
dioxyd, Mangandioxyd frei machen.
Chlor zersetzt viele Farbstoffe und bleicht infolgedessen. Aus Jodiden
und Bromiden verdrängt es die Halogene uncT setzt sie in Freiheit.
Chlorwasserstoffsäure und ihre Salze geben in wäßriger Lösung mit Silber
nitrat einen weißen Niederschlag von Silberchlorid.
Man erhitze in einem Probierglase 1 bis 2 cm 3 konzentrierte Chlor
wasserstoffsäure (10 bis 20 Tropfen) unter dem Abzüge; es entweicht
feuchtes Chlorwasserstoffgas. 1 )
Zu 1 bis 2 cm 3 konzentrierter Chlorwasserstoffsäure, die sich in
einem Probierglase befinden, gieße man, ebenfalls unter dem Abzüge,
aus einem zweiten Probierglase nach und nach etwa die doppelte
Raummenge konzentrierter Schwefelsäure. Es entwickelt sich unter
starkem Aufschäumen ein reichlicher Strom von Chlorwasserstoff.
Bei diesem Versuche darf man die Schwefelsäure nicht aus der Vorrats-
x ) Beim Erhitzen von Flüssigkeiten im Probierglase, besonders von gas
gesättigten Flüssigkeiten oder solchen, in denen feste Teilchen ausgeschieden
sind, ist das Probierglas leicht und andauernd zu bewegen; durch diese leichten
Schüttelbewegungen wird einem Siedeverzuge und dem damit verbundenen
Herauskochen der Flüssigkeit aus dem Rohre vorgebeugt. Außerdem werden
dadurch die Wände des Rohrs innen, soweit sie erhitzt werden, andauernd mit
Flüssigkeit befeuchtet, wodurch eine Überhitzung des oberen Randes der Flüssig
keit vermieden wird. Beim Kochen im Probierglase halte man stets
die Mündung von sich und anderen Personen ab, damit niemand
verbrüht werde, falls doch einmal ein Herauskochen stattfinden
sollte.