Ammonium
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gesetzten Weise; Ammoniumehloriddampf besteht also aus einem Gemische von
Ammoniak und Chlorwasserstoffgas. Beim Abkühlen des Dampfes vereinigen
sich die Spaltungsstücke wieder. Man bezeichnet diesen umkehrbaren Spaltungs
vorgang als „Dissoziation“; und zwar als „thermische Dissoziation“ zum
Unterschiede von anderen Dissoziationsvorgängen, da er durch die Temperatur
bedingt ist.
' In einem Probierglase werde eine kleine Probe Ammoniaklösung’
erwärmt; es entweicht neben Wasserdämpfen Ammoniak NH 3 , ein
farbloses, stechend riechendes Gas. Man bringe in die Dämpfe einen
mit Chlorwasserstoff befeuchteten Glasstab: es bilden sich dichte, weiße,
undurchsichtige Nebel von Ammoniumchlorid, „Salmiaknebel“.
Ein Körnchen Ammoniumchlorid (Chlorammonium, „Salmiak“)
werde mit einigen Tropfen Natriumhydroxydlösung übergossen, und die
Mischung erwärmt. Es entweicht Ammoniak.
v , NH 4 C1 + NaOH = NH 3 + H 2 0 + NaCl -
Bei diesem Versuche nehme man nür wenig Natriumhydroxydlösung;
ein Überschuß würde das Weggehen von Ammoniak erschweren, da er
die Elüssigkeitsmenge unnötig vermehrt. Nach dieser Methode wird
Ammoniak in beliebigen seiner Verbindungen nachgewiesen.
Man versetze einen Tropfen Ammoniumchloridlösung mit einigen
Tropfen Platinchlorwasserstofflösung; es fällt gelbes Ammonium
platinchlorid (NH 4 ) 2 [PtCl 6 ] aus, das dem Kaliumplatinchlorid sehr ähnlich
ist. Eindeutig wird die Probe, wenn man ein Körnchen der auf Ammoniak
zu prüfenden Substanz mit einem Tropfen Natronlauge auf einem
Ührglase mischt und sofort ein zweites Uhrglas, an dessen Innenseite
ein Tröpfchen Platinchlorwasserstofflösung haftet, darüber deckt. Nach
1 bis 2 Minuten erkennt man an diesem unter dem Mikroskope die
charakteristischen Kristall-Oktaeder des Ammoniumplatinchlorids.
Mit einem Glasstabe bringe man ein Tröpfchen Ammoniumsalz
lösung in ein größeres Becherglas voll Wasser und gieße einige Tropfen
„Nesslersches Reagens“, d.h. eine alkalische Lösung von Kaliumjod-
mercurat K 2 [HgJJ hinzu. Es bildet sich sofort — bei ganz geringem
Ammoniakgehalte erst nach einiger Zeit — eine Gelbbraunfärbung, die
in kurzer Zeit dichter wird; schließlich entsteht ein flockiger, brauner
Niederschlag von Oxydimercuriammoniumjodid OHg 2 :NH 2 J. Dies ist
die empfindlichste Probe auf Ammoniumverbindungen, die z. B. bei
der Untersuchung von Trinkwasser verwendet wird.
Ammoniumhydroxyd ist eine mittelstarke Base. Durch die stär
keren Basen Kaliumhydroxyd, Natriumhydroxyd und Calciumhydroxyd
wird es aus seinen Salzen ausgetrieben; anderseits fällt es die Mehr
zahl der Metallhydroxyde aus den entsprechenden Salzen der Metalle
aus. Man gebe etwas Ammoniaklösung zu je einem Kubikzentimeter
von Ferrichlorid-, Bleiacetat*, Kobaltsulfatlösung, worauf Ferrihydroxyd
Fe(OH) 3 , Bleihydroxyd Pb(OH) 2 , Kobaltohydroxyd Co(OH) 2 ausfallen.