Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

Strontium — Barium 
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wodurch ausgedrückt werden soll, daß die Umsetzung je nach den herrschenden 
Bedingungen entweder von links nach rechts oder von rechts nach links ver 
laufen kann. In unserem Beispiele erfolgt die Spaltung bei hoher Temperatur 
und die Wiedervereinigung bei niederer Temperatur. Wird eins der Spaltungs 
stücke, z. B. Kohlendioxyd, dauernd entfernt, z. B. durch Überleiten eines 
Luftstromes, so kann die Spaltung auch bei-mittlerer Temperatur völlig zu Ende 
gehen. Wenn aber keins der Spaltungsstücke entfernt wird, so arbeiten sich 
Spaltung und Wiedervereinigung entgegen, und es stellt sich ein „Gleich 
gewichtszustand“ ein, in dem die drei Stoffe (CaC0 3 , CaO, C0 2 ) in bestimmten 
Konzentrationen vorhanden sind. Jeder Temperatur entspricht ein bestimmter 
Gleichgewichtszustand, der unabhängig von der Dauer des Versuches ist: je 
höher die Temperatur ist, desto mehr verschiebt sich das Gleichgewicht nach 
rechts; je niedriger sie ist, desto weiter nach links liegt es. 
Man nennt solche Umsetzungen, die je nach den Bedingungen in der einen 
oder in der entgegengesetzten Richtung verlaufen, und bei denen sich Gleich 
gewichtszustände einstellen können, „umkehrbare Reaktionen“. Sie sind 
sehr zahlreich. Für die unorganische Chemie haben die Spaltungen eines Stoffes 
in wäßriger Lösung in seine Ionen und deren Wiedervereinigung ein ganz be 
sonderes Interesse. Weitere Beispiele sind die thermische Dissoziation des 
Ammoniumchlorids und die Bildung von Ammoniumhydroxyd Seite 38. 
Viele solcher Gleichgewichtszustände werden durch das Massenwirkungs 
gesetz geregelt, von dem später gehandelt werden wird. 
Strontium 
Eine Probe eines Strontiumsalzes werde an einem Magnesiastäbchen 
in der entleuchteten Bunsenbi*ennerflamme erhitzt: die Flamme färbt 
sich — namentlich wenn die Probe mit Chlorwasserstoffsäure beleuchtet 
und nochmals in die Flamme gebracht wird — intensiv rot; durch ein 
tiefblaues Glas oder das Indigoprisma sieht sie rotviolett aus. 
Den Reagenzien: Ammoniak, Natriumhydroxyd, Ammoniumcarbonat, 
Natriumphosphat, Ammoniumoxalat, Schwefelsäure gegenüber verhält 
sich die Lösung eines Strontiumsalzes wie die Calciumsalzlösung. 
Zu einer Strontiumsalzlösung werde der gleiche bis doppelte Raum 
teil Calciumsulfatlösung gesetzt: es entsteht — gewöhnlich erst 
nach einiger Zeit — ein weißer Niederschlag von Strontiumsulfat, das 
schwerer löslich als Calciumsulfat ist. Auch Strontiumsulfat ist noch 
etwas in Wasser löslich. 
Barium 
Bariumsalze verhalten sich den Reagenzien: Ammoniak, Natriumhydroxyd, 
Ammoniumcarbonat, Natriumphosphat, Ammoniumoxalat gegenüber wie Calcium 
salze. Bariumhydroxyd ist in Wasser viel leichter löslich als Calciumhydroxyd; 1 
aus kochendem Wasser läßt sich Bariumhydroxyd bequem kristallisieren. Barium-! 
nitrat und Strontiumnitrat sind in Alkohol unlöslich, während Calciumnitrat in 
Alkohol löslich ist; man benutzt dies verschiedene Verhalten in der qualitativen 
Analyse zur Trennung.
	        
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