Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

Kobalt 
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ruhen auf der Größe der sekundären Dissoziation, die die Komplexionen er 
fahren. Bei den typischen Komplexsalzen ist die sekundäre Dissoziation minimal 
klein, bei den typischen Doppelsalzen ist sie fast vollständig. Es hat sich aber 
zeigen lassen, daß auch die Lösungen von Doppelsalzen vielfach komplexe Ionen 
in geringer Konzentration enthalten; diese machen sich analytisch meist nicht 
bemerkbar; ihr Vorhandensein kann aber aus der Löslichkeit des Doppelsalzes 
gegenüber der Löslichkeit der Einzelsalze und auch sonst aus dem physikalischen 
Verhalten geschlossen werden. 
Der größeren Deutlichkeit halber ist in diesem Buche der komplexe Anteil der 
Salze stets in eine eckige Klammer geschlossen, also K 4 [Fe(CN) 6 ], [Cu(NH s ) 4 ]S0 4 . 
Kobalt 
i 
Grausilberweißes, bei 1490° schmelzbares Metall, das sich in verdünnter 
Chlorwasserstoff- oder Schwefelsäure langsam, schnell in Salpetersäure löst-. 
Dabei entstehen Salze des zweiwertigen Kobalts: Kobalto- oder Kobaltoxydulsalze. 
Diese sind in kristallwasserhaltigem Zustande, ebenso wie ihre Lösungen rot; 
wasserfrei sehen sie häufig blau aus. Einfache Salze des dreiwertigen Kobalts 
sind höchst unbeständig. Vom Kobalt, namentlich vom dreiwertigen, leiten sich 
zahlreiche komplexe Verbindungen mit Cyanwasserstoff, salpetriger Säure, 
Wasser, Ammoniak usw. ab. Im chemischen Verhalten stehen die Kobaltosalze 
denen des zweiwertigen Nickels außerordentlich nahe. 
Eine Probe eines Ivobaltsalzes färbt die Phosphorsalzperle tiefblau. 
Die gleiche Farbe erhält Glas durch Kobaltoxyd, wovon man in der 
Glasindustrie Anwendung macht. 
Natriumhydroxyd: Eine Probe Kobaltosalzlösung werde mit etwas 
Natriumhydroxydlösung versetzt; es fällt blaues, hydroxydreiches, 
basisches Salz aus, das beim Erwärmen der Mischung mit mehr 
Natriumhydroxyd in schön rosenrotes Kobaltohydroxyd übergeht. 
Co(N0 3 ) 2 + 2NaOH = Co(OH ) 2 + 2NaN0 3 
Nach einigem Stehen wird der Kobaltohydroxydniederschlag 
mißfarben, indem er unter Oxydation teilweise in Kobaltioxyd- 
hydrat Co 2 0 :! übergeht, Schneller erfolgt diese Oxydation auf 
Zusatz von Bromwasser. 
Ammoniak: Wird wenig Ammoniaklösung zu einer neutralen Kobalto 
salzlösung gesetzt, so fällt ebenfalls blaues, basisches Salz; schon 
ein geringer Überschuß löst den Niederschlag zu einer gelblich 
braunen, später durch Oxydation mittels des Luftsauerstoffs rötlich 
werdenden Lösung unter Bildung komplexer Salze auf. Sind 
Ammoniumsalze zugegen, oder bilden sich solche bei Verwendung 
einer mit starken Säuren angesäuerteu Kobaltosalzlösung, so ent 
steht kein Niederschlag (vgl. Seite 52). 
Schwefelwasserstoff: fällt aus mit starken Säuren schwach an 
gesäuerter Lösung nichts aus; aus neutraler, verdünnter Kobalto 
salzlösung fällt nach einiger Zeit etwas Kobaltosulfid (vgl. S. 55).
	        
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