Auflöseu der Substanz
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schweren weniger — auf. Und zwar wähle man das in der eben an
geführten Reihenfolge erste Lösungsmittel, das die Substanz löst. Dabei
beachte man folgendes.
Wenn sich die Substanz völlig in Wasser löst, wird eine wässerige
Lösung verwendet. Löst sie sich größtenteils in Wasser, und läßt
sich der kleine, bleibende Rest oder die vorhandene Trübung durch
einige „Tropfen Chlorwasserstoffsäure oder Salpetersäure entfernen, so
wird die so erhaltene, schwach sauere Lösung benutzt. Bleibt dagegen
ein größerer Teil der Substanz wasserunlöslich, der jedoch in Säuren
löslich ist, so untersucht mau zweckmäßig die wässerige und die sauere
Lösung getrennt. Erstere stellt man sich durch mehrfaches Aus
kochen einer Substanzprobe mit Wasser, letztere durch Auflösen des
Rückstandes in Säuren, her.
Schwer lösliches Bleichlorid, das an seiner charakteristischen Art,
beim Abkühlen auszukristallisieren, erkannt wird, wird durch Kochen'
der, wenn nötig, verdünnten Flüssigkeit in Lösung gebracht.
Von Säuren verwendet man möglichst Chlorwasserstoffsäure;
Salpetersäure werde benutzt, wenn mit Chlorwasserstoffsäure ein schwer
löslicher oder unlöslicher Niederschlag entstehen würde, also, wenn
Blei oder Silber zugegen sind.
Man suche beim Lösen mit möglichst wenig Säure auszukommen.
Man beachte, daß manche Substanzen sich erst bei längerem Kochen
mit Säuren lösen.
Liegen Metalle oder Legierungen zur Analyse vor, so prüfe man
zunächst, ob sie sich in Chlorwasserstoffsäure lösen; wenn nicht in Chlor
wasserstoffsäure, ob sie sich in Salpetersäure lösen. Wenn auch dies nicht
der Fall ist, erhitze man das fein verteilte Metall mit konzentrierter
Salpetersäure auf dem Wasserbade, bis alle festen Metallstücke ver
schwunden sind: währenddessen entweichen rote Dämpfe, ein Zeichen
dafür, daß eine Oxidation vor sich geht. Man dampfe schließlich fast
zur Trockne und löse den Rückstand in Chlorwasserstoffsäure unter
Erwärmen auf. Enthält die Substanz Silber, so wäre der Rückstand
vor der Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure mehrfach mit Wasser
auszuziehen, und beide Lösungen bis vor Fällung mit Ammoniumsulfid
getrennt zu verarbeiten. Unter Umständen löst man zweckmäßig gleich
in Salpetersäure.
Stark zinn- und antimonhaltige Legierungen kann man auch so
verarbeiten, daß man sie in der eben angegebenen Weise mit Salpeter
säure oyxdiert, den weißen Rückstand mit Wasser auszieht und den Rest
(Oxyde von Zinn, Antimon und ev. etwas Arsen) mit gelbem Ammonium-
sulfid erwärmt oder mit Natriumsulfid schmelzt und die Schmelze mit
Wasser auslaugt, wobei die genannten Metalle als Ammonium- bzw.
Natriumsalze der entsprechenden Thiosäuren in Lösung gehen.