Ammoniumsulfidgruppe
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Bemerkungen zur Ammoniumsulfidgruppe
• 1. Die Ammoniumsulfidgruppe ist schon unter den gewöhnlichen Ver
hältnissen unzweifelhaft am schwierigsten von allen Gruppen zu behandeln und
erfordert Geschick und volles Verständnis der Umsetzungen. Noch schwieriger
wird ihre Bearbeitung dadurch, daß unter besonderen Umständen auch andere
Niederschläge mit ihr ausfallen können. Ähnlich wie durch Phosphorsäure und
Oxalsäure kann, wenn auch nicht mit gleicher Sicherheit, ein Mitausfallen der Erd
alkalimetalle durch Borsäure, Schwefelsäure, Fluorwasserstoffsäure bewirkt werden.
Im allgemeinen wird man die Erdalkalimetalle daneben auch an der üblichen
Stelle finden, so daß sie nicht übersehen werden; immerhin kann durch das
unerwartete Auftreten eines Niederschlages eine unliebsame Störung bei der
Bearbeitung der Ammoniumsulfid gruppe veranlaßt werden.
Anderseits kann Aluminium und Chrom beim Ausfällen der Ammoniuni-
sulfidgruppe durch organische — namentlich hydroxylhaltige — Stoffe in
Lösung gehalten werden. Wie schon in der Einleitung bemerkt ist, muß man,
um diese Schwierigkeit zu umgehen, die organischen Stoffe durch Oxydation, etwa
mit Chlor wasserstoffsäure und Chlorsäure, oder auf sonst eine geeignete Weise
zerstören, ehe man die Fällung mit Ammoniumsulfid vornimmt.
Der Gang der Analyse würde zu kompliziert werden, wenn alle Einzel
fälle, die Schwierigkeiten veranlassen könnten, in ihm berücksichtigt würden.
Es sei deshalb an dieser Stelle angedeutet, wie man sich in einigen solcher
Fälle zu verhalten habe.
Borsäure: Wenn Borsäure und Erdalkalimetalle in der Analyse gleich
zeitig vorhanden sind, können Erdalkalimetallborate in der Ammoniumsulfid-
gruppe ausfallen. Beim Auflösen mit fünfprozentiger Chlorwasserstoffsäure gehen
die Erdalkalimetalle als Chloride in Lösung, und ebenfalls ein Teil der Bor
säure; ein anderer Teil Borsäure kann ungelöst bleiben und würde, namentlich
wenn Kobalt und Nickel nicht zugegen sind, auffallen.
Auf Borsäure wird man bei den Vorprüfungen und bei den Säureprüfungen
aufmerksam. Die durch sie in die Ammoniumsulfid gruppe gebrachten Erdalkali
metalle kann man aus der chlorwasserstoffsaueren Lösung mit etwas Schwefel
säure und Alkohol ausfallen und für sich weiter untersuchen.
Das Ausfallen von Erdalkalimetall boraten kann durch reichlichen Zusatz
von Ammoniumchloridlösung, Verdünnen mit Wasser und Erwärmen vor dem
Ausfällen der Ammoniumsulfid gruppe zurückgedrängt oder ganz verhindert werden.
Wenn Borsäure reichlich vorhanden ist (Vorprobe), ist es am besten, sie vor
Inangriffnahme der Prüfung auf Metalle durch mehrfaches Abrauchen der
Analysensubstanz mit Methylalkohol und etwas Säure zu verflüchtigen.
Schwefelsäure, Fluorwasserstoffsäure: Calciumsulfat und Erd
alkalimetallfluoride, die mit Ammoniumsulfid ausgefallen sein sollten, findet man,
da sie in verdünnter Chlor Wasserstoff säure in der Kälte kaum löslich sind, beim
Kobalt und Nickel; an dieser Stelle fallen sie besonders auf, wenn Kobalt und
Nickel nicht zugegen sind..
Sollte etwas Calciumsulfat in die chlorwasserstoffsauere Lösung gegangen
und später nicht völlig durch Bariumcarbonat umgesetzt und ausgefällt sein,
so könnte man bei der Manganfällung mit Natriumhydroxydlösung einen calcium
haltigen Niederschlag finden, der aber nicht mit der Manganfällung zu ver
wechseln ist.
2. Wenn das zur Neutralisation verwendete Ammoniak carbonathaltig
ist, können Erdalkalicarbonate mit dem Ammoniumsulfid niederschlage vereint
ausfallen; auch kann die ammoniakalische Mischung, wenn nicht schnell filtriert
wird, Kohlendioxyd aus der Luft aufnehmen. Ein kleiner Gehalt an Erdalkali
metallen in der Analysensubstanz könnte völlig ausfallen, und deshalb an der
üblichen Stelle in der folgenden Gruppe nicht mehr gefunden werden. Die
Fällung von Erdalkalimetallcarbonaten kann durch Zusatz von etwa I g Hydroxyl-