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Dieses in seiner Üppigkeit herbe Talent mußte in Berlin etwas Bestür-
zendes haben.
Vieles von dem, was Schlüter in Berlin gebaut hat, ist verlorengegangen.
Erhalten ist das geistreiche Landhaus Kamecke. Das Hauptwerk des Bau-
meisters ist das Schloß *. Ursprünglich sollte es nur einen Hof, den, der heute
als zweiter bezeichnet wird, umschließen ; später ist es mehrere Male ver-
längert worden. In welchem Zustand Schlüter den Bauplatz übernahm,
steht nicht fest. Was er dann, allen Einsprüchen und Hemmungen zum
Trotz, geschaffen hat, ist das Monument eines Jahrhunderts. Zählt man im
Geiste die Motive zusammen : am Schloßplatz,der Stadtseite,die mächtigen,
durch zwei Stockwerke reichenden zweimal vier Säulen auf hohem Sockel-
geschoß, die ein prachtvolles, von einer Balustrade mit Statuen abge-
schlossenes Hauptgesims tragen, und kühn umrahmte Fenster zwischen
diesen beiden stark betonten Bauteilen — am Lustgarten, der Gartenseite,
die leichteren, flächenhafteren Formen mit wohlklingenden, von Balkonen
und Karyatiden belebten Risalitenbildungen und einem großartigen
Fensterrhythmus — im zweiten Hof die königlich reiche Säulen-, Bogen-
und Portalarchitektur®®, so hat man den Eindruck einer lebendigen Formen-
welt, in der das Vertikale mit legalen Kunstmitteln über das Horizontale
triumphiert. Man hat dieses Bauwerk — lobend und tadelnd — barbarisch
genannt. Was so bezeichnet werden soll, ist das Ursprüngliche darin, trotz
der entlehnten Formen. Der Schloßbau wirkt nicht überall einheitlich,
doch wirkt er sehr wahrhaftig. Dieser Eindruck erhält sich sogar im Innern,
in den von Schlüter ausgestatteten Räumen, im Rittersaal zum Beispiel,
dem die Gruppen der Weltteile über den Türen das Gepräge geben, ob-
wohl die überhäuften Schmuckmotive die Panoptikumwirkung streifen;
selbst diese nicht durchaus sympathische, zur Formlosigkeit, zur Ge-
schmacklosigkeit neigende Form behält in ihrer drohenden Kraft etwas
Elementares, das Übermäßige mutet nicht wie Schwulst an, sondern wie
eine Temperamentsentladung.
Als Schlüter es unternahm, den alten Münzturm dem Schloßbau anzu-
gliedern, ihn zu erhöhen und barock zu umkleiden —- Zeichnungen von
eigenartigem Reiz, die schulbildend wurden, sind uns erhalten —. zeigte es
sich, daß das Autodidaktentum des Baumeisters zwar des Künstlerischen
* Im zweiten Weltkrieg vernichtet: Restmauern bis 1951 abgetragen.