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— Die absoluten Messungen. —
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der sich nichts systematisches entnehmen lässt; als er dagegen den „Excès de
la moyenne mensuelle sur la moyenne générale“ berechnete, erhielt er für die
12 Monate die charakteristische Folge
-0,23 -0,0(5 -0,03 0,10 0,16 0,25 0,25 0,16 0,13 -0,07 -0,11 -0,27
welche er sehr nahe durch die Formel
dç> = 0",20 • Si [360 • (t — 95) : 365,25]
darstellen konnte, in welcher t die Anzahl der seit Anfang Jahres verflossenen
Tage bezeichnet. Wie er selbst betonte, scheint dieser Gang mit der Luft
temperatur zusammenzuhängen, — wohl am ehesten mit ihrer Einführung in
die Refraktionstafel, da bei den Zürcher Serien, für welche eine solche durch
Einbeziehung von Refraktionssternen unnötig wurde, sich (vgl. Mitth. 48 von
1879) keine Spur eines solchen Temperaturganges zeigte. Immerhin ist das
Faktum, dass sich auch bei den in der neuesten Zeit in Berlin, Potsdam und
Prag unternommenen Messungen ein ganz entsprechender jährlicher Gang wie
bei den Pariser Bestimmungen zeigte, höchst merkwürdig, und bietet für die
Ansicht, es möchte derselbe irgendwie mit den im folgenden zu besprechenden
Verhältnissen Zusammenhängen, ein nicht zu unterschätzendes Belege. Vgl. da
für namentlich die 1890 von Th. Albrecht publizierten „provisorischen Resultate“
jener Reihen, und die 369 : a erwähnte Schrift von Küstner, welche dieselben
grossenteils veranlasste. — d. Wenn ältere Astronomen, wie z. B. Pierre Petit
(Montluçon bei Bourges 1598 — Lagny-sur-Marne 1667 ; Geograph Ludwig XIII.)
in seiner „Dissertatio de latitudine Lutetiæ. Parisiis 1660 in 4. (Anhang zur
Astronomia physica von Duhamel)“, eine Veränderlichkeit der Polhöhe be
haupten wollten, so konnte man sie durch Hinweis auf die Unsicherheit der
frühem Bestimmungen abfertigen; aber wenn ein Bessel 1844 VI 1 an Hum
boldt schreibt: „Ich habe Verdacht gegen die Unveränderlichkeit der Polhöhe.
Meine sehr schön untereinander stimmenden Beobachtungen mit dem neuen
Kreise verkleinern die Polhöhe fortwährend, vom Frühling 1842 bis jetzt zwar
nur um 0",3, aber selbst diese Kleinigkeit scheint mir nicht ein Beobachtungs
fehler zu sein; denn nach meiner jetzigen Beobachtungsart wird alles elimi-
nirt was constanten Einfluss auf die Mittel der einzelnen Sätze haben könnte.
Ich denke dabei an innere Veränderungen des Erdkörpers, welche Einfluss auf
die Richtung der Schwere erlangen“, und wenn man aus den Abhandlungen
„George Howard Darwin (Down in Kent 1845 geh. ; Sohn von Charles Robert
Darwin; Prof. astr. Cambridge), On the influence of geological changes on the
Earths axis of rotation (Ph. Tr. 1877), und: Schiaparelli, De la rotation de
la terre sous l’influence des actions géologiques. St-Pétersbourg 1889 in 8.“
erfährt, dass in der That grössere Verschiebungen, wie sie namentlich zur
Zeit, wo die Erde noch eine gewisse Plasticität besass, Vorkommen konnten,
die Lage der Pole sehr bedeutend beeinflussen dürften, ja aus analogen Gründen
mit der Lotablenkung (371) auch der zweite Schenkel des betreffenden Winkels
variieren könnte, so lässt sich denn doch die Sache nicht mehr so einfach
abthun. Dagegen fehlen allerdings gegenwärtig noch zureichende faktische
Nachweise, da sich die oben mitgeteilten ältern Reihen von Greenwich und
Pulkowa in dieser Richtung total widersprechen und die erwähnten neuen
Reihen erst bei längerer Fortsetzung hinlänglich sichere Schlüsse zu ziehen
erlauben werden.
3S4. Das Passageninstrument im ersten Vertikal. —
Wie der Meridian wegen w = 0 = s für gewisse Untersuchungen