Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

409 — Längenbestimmung mit Chronometern. — ^59 
Längenbestimmung die Angaben zweier Sonnenuhren mittelst einer Bäderuhr 
vergleichen könnte, antwortete ihm dieser mit vollem Beeilt, es sei zweifel 
haft, ob die Räderuhr nicht mehr fehlen könnte als die Schätzung der Distanz, 
— wolle man sich aber auf letztere veidassen, so könne man ja den Mittags 
unterschied leicht aus ihr und den beiden Polhöhen berechnen. — Etwas 
günstigere Verhältnisse traten dann allerdings ein, als es Huygens gelang, ein 
besseres regulierendes Princip in die Uhren einzuführen, indem dieser aus 
gezeichnete Mann sofort daran dachte, seine Pendeluhr dadurch auch seetüchtig 
zu machen, dass er (vgl. Berthoud, Histoire I 383) als Motor eine Stahlfeder 
anwandte, und sowohl die Aufhängung des Pendels, als diejenige der ganzen 
Uhr zweckentsprechend abzuändern suchte. Der Erfolg schien anfänglich, wie 
zwei von ihm 1663 XI 11 und 18 aus Paris an Sir Rob. Moray (vgl. Letters 
of scient. Men I 104 u. f.) gerichteten Briefen hervorgeht, ziemlich befriedigend: 
Die Uhr blieb auf dem Meere auch bei den stärksten Stürmen im Gange, und 
einzelne grössere Abweichungen schienen sich auf ungenaue Befolgung der für 
Behandlung der Uhr gegebenen Instruktionen oder mangelhafte Ausführung 
der vorgeschriebenen Kontrolbeobachtungen zurückführen zu lassen. Auch noch 
als 1664 ein Freund von Huygens, der Major Holmes, zwei solche Uhren auf 
eine Seereise mitnahm, wurden (vgl. Brief von Huygens von 1665 II 5 im 
Journ. d. Sav. von 1665) ganz ordentliche Resultate erhalten, so dass Huygens 
die grösste Freude hatte und immer auf weitere Verbesserung dachte; aber 
schliesslich erreichte er das Ziel dennoch nicht in genügender Weise. — c. Nach 
dem das englische Parlament 1714 eine Kommission zur Prüfung der Längen 
frage ernannt und deren Berichterstatter, welcher kein minderer als Newton 
war, empfohlen hatte, durch eine Preisausschreibung die Gelehrten und Künstler 
zu neuen Anstrengungen zu ermutigen, erschien noch im gleichen Jahre unter 
dem Titel „An act for providing a public reward, for such person or persons 
as shall discover the longitud at sea“ die berühmte Bill, welche für eine bis 
auf y 2 ° sichere Methode der Längenbestimmung zAvischen England und Amerika 
eine Belohnung von 20000 ff Sterling versprach, und kleinere Preise von 15000 
oder 10000 ff, wenn die Sicherheit auch nur auf 2 / 3 ° oder 1° gehe, — ferner 
zur Prüfung der eingehenden Arbeiten einen eigenen „Board of longitude“ 
einsetzte. Durch diese hohen Preise und den mit der Lösung verbundenen 
Ruhm wurden nun wirklich die grössten Anstrengungen hervorgerufen, und 
zwar nach doppelter Richtung, indem die praktischen Mechaniker Längennlxren 
von genügender Genauigkeit zu erstellen, die Mathematiker und Astronomen 
die Mondtheorie und die Mondtafeln hinlänglich zu verbessern suchten. Wir 
werden die Erfolge in letzterer Richtung in Abschnitt XIX zu besprechen 
haben und beschränken uns hier darauf, einige auf die Längenuhren bezügliche 
historische Notizen beiznfügen: Zunächst ist zu erwähnen, dass es Harrison, 
nachdem er (171) schon etwa 1725 sein Rost-Pendel konstruiert hatte, auch 
gelang, die von Huygens (123) als Surrogat des Pendels in die Federuhren 
eingeführte Spirale (Unruhe) gegen die Wärme zu kompensieren, und so späte 
stens 1735 eine tragbare Uhr zu erstellen, welche unter Anwendung der auch 
von seinem Vorgänger benutzten Cardan’schen Aufhängung (153) sich auf 
mehreren Seereisen ganz ordentlich bewährte, — ja durch fortwährende Ver 
besserungen nach und nach Werke zu liefern, durch die alle Forderungen der 
Parlamentsakte mehr als erfüllt wurden, so dass ihm schliesslich (wenn auch 
erst nach langen und widerwärtigen Verhandlungen, in welchen Maskelyne 
nicht die •schönste Rolle gespielt zu haben scheint, — und nur ratemveise) die
	        
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