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— Die Geodäsie. —
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liehe Messung etwas grosse Überschuss von circa G‘ 4 Million Meter herrühren
möchte. Da sich nun kaum jemand entschliessen dürfte, den in „J. W. Schmitz,
Das Weltall. Köln 1852 in 8.“ ausgesprochenen abenteuerlichen Gedanken zu
acceptieren, es habe der Umfang der Erde zur Zeit von Eratostheues wirklich
jene Grösse besessen, sei dann aber seither durch Schwinden infolge von Ab
kühlung jedes Jahr um 3121 m kleiner geworden, so muss man, um jenen Unter
schied zu heben, von den drei bei der Berechnung mitwirkenden Faktoren
entweder 50 (d. h. </ ;=: 7° 20') auf etwa 43 (d. h. « i=i 8° 20') reduzieren, was
aber kaum angeht, — oder 184,97 auf etwa 158,25, was so ziemlich mit den
157,5 übereinstimmen würde, welche Friedrich Otto Hultsch (Dresden 1833 geh.;
Rektor der Kreuzschule in Dresden) nach gründlicher Untersuchung (vgl. seine
Griechische und römische Metrologie. 2. A. Berlin 1882 in 8.“) als Wert des
Stadiums von Eratosthenes erhielt, — oder 5000 auf etwa 4325, was ebenfalls
ganz zulässig ist, da die 5000 kaum als Ergebnis einer wirklichen Distanz
messung , sondern wohl nur als ein approximatives Wegmass zu betrachten
sind. Da nun Posidonius etwa 200 Jahre später in analoger Weise aus dem
Umstande, dass Canopus auf Rhodus kaum noch aufgehe, während er in dem,
nach den einen 5000 und nach andern 3750 Stadien, südlichem Alexandrien
noch die Höhe von V 48 des Kreises erreiche, den Schluss zog, dass der Erd
umfang zwischen 48 x 5000 = 240000 und 48 x 3750 = 180000 Stadien liege,
also etwa 210000 x 184,97 = 38843700 m betrage, und die Erklärung dieses
Defizits (von Schmitz, der diese ihm unbequeme Messung einfach ignorierte,
kaum zu sprechen) nach der Hultsch’en Methode wieder ein neues Stadium von
circa 190 m ,5 erfordern würde, während sie sich aus der hier offen zu Tage
tretenden ungenügenden Kenntnis der Distanz von selbst ergiebt, so muss ich
auch die Anomalie bei Eratosthenes zunächst auf jenen dritten Grund zurück
führen. — b. Im Mittel aus den extremen Werten von 252000 und 180000
Stadien ergiebt sich nämlich 210000 x 184,97 = 39 953 520'" als Erdumfang. —
Ich füge zum Schlüsse bei, dass ich, entsprechend der Erzählung von Kleomedes,
daran festhalten muss, es habe Eratosthenes eine wirkliche Erdmessung aus
geführt, verweise übrigens für die Gegengründe der Egyptiologen auf „Sprenger,
Zur Geschichte der Erdmessung im Alterthume (Ausland 1867)“.
414, Die Messungen der Araber. — Die erste bekannte
Bestimmung der Grösse der Erde, welche allseitig auf unmittelbarer
Messung beruhte und den früher (219) besprochenen Grundsätzen
völlig konform war, wurde um das Jahr 827 in Vorderasien auf
Befehl des Khalifen Almamum durch dessen Astronomen Clialid ben
Abdulmelik und Ali ben Ssa ausgeführt “, — und es ist nur zu be
dauern , dass man das erhaltene Ergebnis, nämlich dass ein Grad
5673 arabische Meilen halte, nicht mit voller Sicherheit auf unsere
gegenwärtigen Masse zu reduzieren weiss b .
'Iju 414: a. Nach den Berichten, welche uns der Zeitgenosse Alfragan
und der etwas spätere Ibn Junis über diese Arbeiten in ihren Schriften hinter
lassen haben, wurde zuerst in der Nähe von Palmyra ein Meridianbogen ab
gesteckt und mit Stäben gemessen, woraus sich die Länge eines Grades gleich
57 arabische Meilen ergab; sodann wurde die Operation in der nördlich vom
Euphrat liegenden Ebene Siudjar in der Weise wiederholt, dass von einem