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— Die Messungen der Araber. —
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Puykte aus sowohl nach Süden als nach Norden ein Meridianbogen abgesteckt
und durch zwei sich kontrolierende Gruppen von Astronomen gemessen wurde,
wobei der Grad SG 1 /* Meilen erhielt; schliesslich wurde derselbe im Mittel aus
beiden Messungen definitiv zu 56% festgesetzt. — b. Unter Annahme, dass
die von Almamum eingeführte Meile 4000 sog. „schwarze“, der Armlänge eines
Neger-Eunuchen entnommene Ellen, und diese Elle 234"',GO P. gehalten habe,
würde der arabische Grad
56% x 4000 X 234,69 : (6 • 12 • 12) = 61570 1
betragen oder (vgl. 418) etwa um 4% tausend Toisen zu gross sein, — jedoch
wohl weniger um der Messung willen als wegen der Unsicherheit der Mass-
übertragung.
415. Die angebliche Messung von Fernei. — Eine erste
Erdmessung im Abendlande, welche der Franzose Jean Fernei a in
seiner Schrift „Cosmotheoria, libros duos coinplexa. Parisiis 1528
in fol.“ gemacht zu haben vorgab, flösst schon wegen des ange
wandten, in einer Verschlimmbesserung der arabischen Methode
bestehenden Verfahrens wenig Zutrauen ein % und überdies sind die
schon früher ausgesprochenen Zweifel an der Realität dieser Messung
durch die neuere Kritik noch verstärkt, ja sogar die Grundlagen
der spätem, ein merkwürdig gutes Resultat ergebenden Neuberech
nung als mutmasslich irrige erwiesen worden c .
'hu 415: a. Jean Fernei (Clermont 1407 — Paris 1558) lebte als praktischer
Arzt in Paris. — b. Fernei berichtet nämlich selbst, er habe am 25. August
(1527?) in Paris mit Hilfe einer Art „Regula Ptolemaica
(333)“, welche aus einem gleichschenklig-rechtwinkligen
Dreiecke abc von 8' Kathete und einem um a drehbaren
Diopterlineale bestand, an der eine Minutenteilung tragen
den Hypotenuse bc die Mittagshöhe der Sonne abgelesen
und daraus die Polhöhe 48° 38' abgeleitet; sodann habe er
ausgemittelt, in welcher Höhe die Sonne an einer Reihe von folgenden Tagen
unter 40° 38' culminieren müsste, und sei nun mit seinem Instrumente nach
Norden gezogen: Als er nach einem Marsche von 1% Tagen die Sonnenhöhe
gemessen habe, sei sie noch zu gross gewesen und er habe also weiter gehen
müssen; auch am 28. habe er sie noch etwas zu gross gefunden, aber nun be
rechnen können, wie weit er noch zu gehen brauche, und am 20. habe wirk
lich die Sonnenhöhe genau die für diesen Tag vorausberechneten 46° 41' be
tragen, so dass er nunmehr sicher gewesen sei, sich wirklich 1° nördlich von
Paris zu befinden. Er habe nun einen Wagen genommen, in welchem sich eine
Glocke befand, an die nach jeder Umdrehung eines Rades ein Hammer schlug,
und sei in demselben unter Zählen der Schläge nach Paris zurückgefahren.
Einigermassen die Umwege und Unebenheiten berücksichtigend, habe er schliess
lich 17024 Umdrehungen in Rechnung gebracht und so, da der Umfang des
Rades sehr nahe 20' oder 4 sog. „geometrische Schritte“ betrug, als Resultat
erhalten, dass die Länge eines Grades 68096 Schritte sei, was ziemlich gut
mit den Angaben der Alten übereinstimme. — c. Den Schritt zu %* ein
führend, setzte die spätere Zeit den Fernel’schen Grad gleich 56746%*, und
als Lalande (Mein. Par. 1787) die ganze Rechnung revidierte, dabei namentlich