während er früher nur 1092 r ,33 gefunden hatte. Aber zur Neuberechnung
seines Netzes kam dann Snellius leider nicht mehr, da ihn bald darauf, wohl
infolge jener Winterarbeiten, die schwere Krankheit überfiel, welcher er 1G26
im besten Alter erliegen sollte. — Erst ein volles Jahrhundert später nahm
P. v. Musschenbroek aus Pietät die unvollendet gebliebene Arbeit zur Hand
und führte sie (vgl. seine „Dissertationes physicæ et geometricæ. Lugd. Bat.
1729 in 4. u ) nach den Snellius’schen Revisionen zum Abschlüsse: Er erhielt so,
die Breitendifferenz Alkmaar-Bei gen nach neuen Beobachtungen zu 1° 9' 47"
einführend, einen Grad von 29514 r ,19 = 57033 e ,11, d. h. eine Bestimmung,
welche für die Zeit von Snellius ganz vorzüglich gewesen wäre. — Schliesslich
kann noch für diese klassische Arbeit auf „J. D. van der Plaats, Overzicht
van de Graadmetingen in Nederland. Utrecht 1889 in 8.“ verwiesen werden,
wo in der Nachschrift mitgeteilt wird, dass das verloren geglaubte Protokoll
über die Messung Bergen-Mecheln neuerlich auf der Brüsseler Bibliothek auf
gefunden wurde.
41 Einige andere Messungen damaliger Zeit. — Der
Vollständigkeit wegen ist auch an die, ebenfalls in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts, aber noch nach altarabischer Methode, durch
Willem Blaeu und Richard Norwood a ausgeführten Gradmessungen
zu erinnern 6 , sowie an den durch Grimaldi und Riccioli gemein
schaftlich unternommenen Versuch, zu demselben Zwecke ein durch
Kepler angedeutetes Verfahren in Anwendung zu bringen ®, obschon
durch diese Arbeiten unsere Kenntnisse von der Grösse der Erde
kaum erheblich vermehrt wurden d .
Zu 41 7 : a. Richard Norwood (1600? — 1650?) scheint erst Seefahrer,
dann Lehrer der Mathematik und Nautik in London gewesen zu sein. — b. Von
der durch Blaeu unternommenen Gradmessung weiss man leider nur, dass sie
zwischen 1596 (wo Blaeu noch Gehilfe von Tycho war) und 1638 (wo er starb)
ausgeführt wurde, — dass sich dabei Blaeu die Mühe nicht verdriessen liess
(„non refugit laborem“, wie sich Vossius in seiner Geschichte von 1650 aus
drückte und sodann J. F. Reimann mit „er hat sich nicht geschämt“ über
setzte), mit einer zvvölffüssigen Rute eine etwa einen Breitengrad betragende
Strecke von der Mündung der Maas bis zum Texel zu messen und an beiden
Enden mit einem Zenitsector die Polhöhe zu bestimmen, — und dass das
Resultat nicht übel war, indem Picard, welcher 1671 (vgl. p. 64 seiner „Oeuvres“)
auf seiner Reise nach der Uranienburg in Amsterdam bei dem Sohne Johannes
Blaeu das (mutmasslich sodann im folgenden Jahre vom Feuer verzehrte) Ver
messungsprotokoll einsah, berichtet: „Nous eusmes une joye extraordinaire, ce
bon vieillard et moy, de voir que nous estions presque d’accord touchant la
grandeur du degré d’un grand cercle de la Terre, et que le différend n’allait
pas à cinq perches“. — Die Messung von Norwood dagegen kennt man voll
ständig aus der Beschreibung, welche er dem zweiten Teile seiner „Trigono-
metry“, der auch selbständig unter dem Titel „The Seaman’s Practice. London
1636 in 8. (8. ed. 1668)“ erschien, einverleibte: Er mass 1633 VI 11 zu London
mit einem fünffüssigen Sextanten die Mittagshöhe der Sonne und fand 62° P,
während er 1635 VI 11 zu York dafür nur 59° 33' erhielt, so dass er (ohne
auf Deklination, Refraktion, Parallaxe, etc., ernstlich Rücksicht zu nehmen)
sehliessen konnte, es liege York um 2° 28' = 2 7 15 ° nördlicher als London.