Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

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— Die Messung von Picard. — 
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y = 180° — (* + ß) — 0° 26' ergab. Da er im Oktober 1670 auch noch in 
Sourdon das Azimut von Clermont « = 2° 9' 10“ bestimmte und aus der 
Triangulation a, b, c kannte, so konnte er x = 18894*, y = 17560*, z = 31894* 
berechnen, und durfte nun, obschon er sich wohl bewusst war, dass deren 
68348* betragende Summe strenge genommen dem umschriebenen Polygone 
angehöre, dieselbe unbedenklich als Mass des zwischen den Parallelen von 
Sourdon und Malvoisine liegenden Meridianbogens einführen. — Um endlich 
die Polhöhendifferenz von Malvoisine und Sourdon zu bestimmen, beobachtete 
Picard im September und Oktober 1670 an diesen beiden Punkten mit einem 
10-fiissigen Zenitsector, der mittelst Transversalen 20“ gab, aber etwa 3“ 
abzuschätzen erlaubte, den zenitalen Stern 4 Cassiopejæ wiederholt zur Zeit 
seiner Culmination und fand für dessen Zenitdistanz in Malvoisine (18* südl. 
vom Signal) 9° 59' 5“ und in Sourdon (65* nördl. vom Signal) 8° 47' 8“, wobei 
er die früher (51 : a) mitgeteilte interessante Bemerkung machte. Es ent 
sprachen sich also 9° 59' 5“ — 8° 47' 8“ = 1° 11' 57“ und 68348 + 65 + 18 = 
68431*, woraus für 1° der Wert 57065* folgte, während nach nachträglicher 
Verlängerung seiner Triangulation bis Amiens bei gleicher Behandlung 57057* 
erhalten wurde, so dass er schliesslich, wie bereits mitgeteilt, 1° = 57060* an 
nehmen zu sollen glaubte. — c. Sein Sekundenpendel konstruierte Picard aus 
einer kupfernen Kugel von 1" Durchmesser, welche er erst an einem Seiden 
faden , dann, da er diesen zu hygroskopisch fand, an einem „simple brin de 
Pite, qui est une sorte de filasse qu’on apporte de l’Amérique“ aufhing, dessen 
oberes Ende er in einer „pincette quarrée, qui le tenait serré, et le terminait 
exactement,“, befestigte, um die Distanz des Aufhängepunktes von der Kugel, 
welche er sodann noch um deren Badius zu vermehren hatte, genau messen 
zu können. Er liess dasselbe vor einer auf mittlere Zeit regulierten Pendel 
uhr schwingen und fand so, dass er seinem einfachen Pendel eine Länge von 
36“ 8%'“ seiner Toise geben müsse, damit dessen Schwingungen auf die Dauer 
mit denjenigen des Uhrpendels übereinstimmen. Er fügte bei: „Pour peu que 
ce pendule simple fut ou plus long ou plus petit, on s’appercevoit en moins 
d’une heure de quelque discordance“, — und schloss daraus, dass die Länge 
des einfachen Sekundenpendels wenigstens an einem bestimmten Orte ein sehr 
genau definiertes und immer wieder herstellbares Mass sei, das man „Rayon 
astronomique“ nennen und als Normalmass benutzen könnte. 
4IÎK Die Theorien der Huygens und Newton. — Schon 
1669 hatte Huygens die Pariser Akademie darauf aufmerksam ge 
macht, dass bei rotierender Erde durch Wirkung der Centrifugal- 
kraft die Schwere, und somit auch die Länge des Sekundenpendels, 
mit der Breite abnehmen müsse, — auch das Lot nicht nach dem 
Mittelpunkte der Erde gerichtet sein könne, — folglich die nach 
den Gesetzen der Hydrostatik überall zur Lotrichtung senkrechte 
Oberfläche des Meeres eine sphäroidische Gestalt haben werde a . — 
Diese Lehre, der sich alsbald auch Picard anschloss erhielt sodann 
durch die nach Wunsch desselben 1671 von Richer in Cayenne an- 
gestellten Pendelmessungen volle Bestätigung c , — ja es gelang 
sogar Newton und Huygens, durch mathematische Deduktionen zu 
zeigen, dass die Abplattung der Erde zwischen l / i30 und */ 578 fallen 
Wolf, Handbuch der Astronomie. II. 12
	        
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