Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

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— Die Expedition nach Lappland. — 
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tauglich und es blieb kaum etwas anderes übrig, als Tornea (</> = 65° 51') 
zum Südpunkte des Dreiecksnetzes zu wählen, — letzteres längs dem eben 
falls Tornea benannten, in diesem gebirgigen und unwegsamen Lande die 
Hauptkommunikation bildenden Flusse bis zu dem hinter Pello liegenden Berge 
Kittis (qp — 66 0 48') fortzuführen, — und die Basis (abgesehen von auf dem 
Lande gewählten Endpunkten) auf den Fluss selbst zu legen, folglich deren 
Messung im Winter vorzunehmen. — c. Nachdem jeder Dreieckpunkt mit 
einem aus drei zu einer Pyramide vereinigten Bäumen bestehenden Signale 
versehen und durch Distanzmessung zu benachbarten Objekten versichert war, 
begannen die Winkelmessungen, für welche ein zweifiissiger, mikrometrisch 
bis auf wenige Sekunden ablesbarer, aber, da die Okulare nach Tychonischer 
Weise am Limbus sassen, zwei Beobachter erfordernder Quadrant von Langlois 
zur Verwendung kam, der sich wiederholt beim „Tour de l’horizon“ als richtig- 
bewährte. Die Winkel wurden unter Wechsel der Beobachter mehrfach und 
fast ausnahmslos centrisch gemessen, — auch die Elevationen und Depressionen 
der Schenkel behufs Beduktion auf den Horizont bestimmt, — überhaupt, wie 
man sich aus den Berichten (vgl. f) überzeugen kann, mit Sorgfalt und Sach 
verständnis vorgegangen. — Als sodann Mitte Dezember der Fluss über 
froren war, wurde auch noch die Basismessung in Angriff genommen, und von 
XII 21—28 von den zwei Partien, in welche mau sich geteilt hatte, doppelt, 
aber allerdings leider in demselben Sinne, ausgeführt, — trotzdem mit Ein 
schluss der Dämmerung täglich höchstens 5 Stunden gearbeitet werden konnte, 
— trotzdem auf dem Eise eine 2 bis 3 Fuss hohe Schneedecke lag, welche 
man vergeblich versucht hatte, längs der Basis mit einer Art Schneeschlitten 
wegzuschaffen, — und trotzdem die Kälte zuweilen auf 20 und 30° anstieg, 
so dass wiederholt die Messlatten (vgl. 326) denjenigen, welche sie vorwärts 
zu tragen hatten, an die Hände festfroren: Die eine Partie erhielt dabei 
7400 f 5' 4" als Länge der Basis, die andere 740G 1 5' 0", so dass man mit der 
Übereinstimmung zufrieden sein konnte und höchstens noch die Zählung der 
Latten zu kontrolieren hatte, was dann auch wirklich nachträglich „en traînant 
une corde longue de 50‘ dans toute la longueur de la base“ ausgeführt wurde. 
d. Die Zeit zwischen Winkel- und Basis-Messung wurde zu den astrono 
mischen Bestimmungen und den später (432) zu besprechenden Pendelmessungen 
benutzt. Für die Messung der Amplitude hatte Graham einen 8-füssigen Zenit- 
sector (vgl. 34G) und zur Orientierung des Netzes ein in jedem beliebigen 
Vertikal als Passageninstrument aufstellbares 15-zölliges Fernrohr, sowie eine 
Sekundenuhr geliefert. Der Sector wurde, zuerst auf dem Kittis und dann 
entsprechend in Tornea, mit Hilfe einer gezogenen Mittagslinie in den Meridian 
gebracht, und sodann sein Fernrohr je an 5 Tagen auf d Draconis eingestellt, 
wobei sich durchschnittlich das Lot auf 2° 37' 30“ — (l r 25,8 P ), respektive auf 
I o 37' 30" -f- (l r 40,6 1 ’) stellte, wo r die 43",8 wertigen vollen Schraubengänge 
und p die Partes zählt, von welchen 44 auf einen Schraubengang kommen ; es 
betrug also die Amplitude I o 0' 0" — (3 r 22,4 P ) — 0° 57' 26",3 oder, wenn dem 
Fehler des Sectors (346) und der Veränderung von Präcession und Aberration 
in der circa 28 Tage betragenden Zwischenzeit Bechuung getragen wird, 
0° 57' 26",93, — jedoch allerdings unter der gewagten Voraussetzung, es habe 
sich das Instrument auf dem Transporte vom Kittis nach Tornea absolut nicht 
verändert; denn es war unverantwortlicher Weise verabsäumt worden, an den 
beiden Stationen auch bei umgelegtem Instrumente zu beobachten, — und der 
Versuch, seine Stabilität nachträglich dadurch erweisen zu wollen, dass man
	        
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