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— Die Messung am Kap. —
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des laufenden Jahrhunderts, vgl. sein Schreiben in A. N. 574 von 1846 und
seine „Vérification and extension of Lacaille’s Are of Meridian at the Cape
of Good Hope. London 1866, 2 Vol. in 4.“, den Lacaille’schen Grad revidierte,
erhielt er für die geodätische Distanz 445027',51 E. = 69594*,36 und für die
Amplitude 1° 13' 14'',51 = 1°,22070, folglich die Gradlänge 57011*,8, so dass
die Anomalie etwas vermindert, aber doch nicht gehoben wurde. Überdies
verlängerte er den Bogen nach Norden fast auf das Dreifache, woraus für
die mittlere südliche Breite von 32° 9' ein Grad von 56932*,3 hervorging, der
sich noch etwas besser an die auf der nördlichen Halbkugel erhaltenen Resultate
anschloss, aber doch immerhin noch bedeutend zu gross war. — d. Lalande
fügte (Montucla IV 172) seinem Berichte über Lacaille’s Bestimmung die Be
merkung bei: „On ne s’attendait pas à un pareil résultat; mais comme le
remarque Lacaille, le devoir de l’astronome est uniquement de rendre compte
de ses observations, et les irrégularités de la terre peuvent bien expliquer
cette différence“, und es scheint hier wirklich der Fall zu sein, dass die Ampli
tude infolge von Lokaleinflüssen merklich vermindert wurde, indem das bei
Cape Town liegende Südende des von Lacaille bestimmten Bogens am Nord-
fusse des mächtigen Tafelberges, das Nordende dagegen am Südfusse der sich
bei Klyp Fontein erhebenden Gebirgsmasse lag. (Vgl. 427—28.)
43 5. Die Messungen im Kirchenstaate und einige
andere Messungen damaliger Zeit. — Durch die Nichtüber
einstimmung der Grade von Peru, Frankreich und Lappland wurde
Boscovich gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf die Idee
geführt, dass die Erde vielleicht nicht ein Rotationsellipsoid, ja
nicht einmal ein Rotationskörper sein dürfte, und dass es zur Er
ledigung dieser Frage nützlich wäre, noch einen Grad, unter gleicher
Breite mit dem französischen, aber unter verschiedener Länge zu
messen. Bei den damals vorhandenen Hilfsmitteln konnte jedoch
die von ihm hierauf unternommene Messung unmöglich zu einem
entscheidenden Resultate führen a , und ebensowenig war dieses von
den gleichzeitigen Operationen der Beccaria, Liesganig, Mason und
Dixon zu erwarten b ; dagegen repräsentieren der Gedankengang von
Boscovich und voraus die Methode, nach welcher er etwas später
aus den sämtlichen ihm zu Gebote stehenden Messungsresultaten
einen wahrscheinlichsten Wert a = V2-3 für die Abplattung er
mittelte c , für die Geodäsie die Morgenröte eines neuen Tages d .
Zu 425: a. Boscovich Hess sich 1750 von Papst Benedikt XIV. den Auf
trag geben, in Verbindung mit Christoph Maire (1697 — Gent 1767; Jesuit;
Rektor in Lüttich und Rom) zwischen Rom und Rimini einen Meridianbogen
von 2° 9 3 / 4 ' zu messen und erhielt so für die mittlere Breite von 43° einen Grad
von 56979*, der nur wenig von den für 43° durch die Theorie von Bouguer ge
forderten 56962* gegen die durch Cassini und Lacaille unter 43'/2° gefundenen
57048* hin abwich, — offenbar ein Ergebnis, das den beiden Geodäten, an
gesichts der ihnen zu Gebote stehenden instrumentalen Hilfsmittel, alle Ehre
macht, wenn es auch zur Erledigung der aufgeworfenen Frage wenig bei
tragen konnte. Vgl. „Maire et Boscovich, De litteraria expeditione per ponti-
Wolf, Handbuch der Astronomie. II. 13