426 — Die dem metrischen Systeme zu Grunde liegenden Messungen. — 199
in seinem sog. „Ami du peuple“ noch speciell gegen sie aufgewiegelten Be
völkerung unter vielen Hindernissen, ja mehrmals mit Todesgefahr, zu arbeiten
hatten, — und so weit ging die Geduld der Revolutionsmänner nicht: Schon
1795 IV 7 beschloss der Konvent auf Antrag von Claude Antoine Prieur
(Auxonne 1763 — Dijon 1832; Genieoffizier), sofort den Zehnmillionstel des
Erdquadranten unter dem Namen Mètre (Sieter = l m à 10 dm à 10 cm à 10 mm ; Mi
kron — ft = 0,00l mm ; Kilometer = l km = 1000'") als Längeneinheit zu prokla
mieren , — die Are (Are = l a = 100 ,,m ; Hektare = l ha = 100“) als Flächen
einheit, — den Stère (Ster = l st = l cm ) als Volumeneinheit, — den Litre
(Liter = l 1 — i cdm ; Hektoliter = 100 1 ) als Flüssigkeitsmass, — das Gramme
(Gramm = I e = Gewicht von l' ,cm reinen Wassers bei seiner grössten Dichte;
Kilogramm = l kl = 1000"; Meterceutner = l q = I00 kl ; Tonne = l l = 100' 1 ) als
Gewichtseinheit, — und den Franc (Franken = 4,5 ? Silber -(- 0,5 ff Kupfer =
100 Centimes) als Münzeinheit. Provisorisch wurde der Sieter zu 443'",443 der
Toise du Pérou bei 13° R. angenommen und sodann, nachdem eine inter
nationale Kommission, bei der z. B. Helvetien durch Tralles, Cisalpinien durch
Lorenzo Mascheroni (Castagnetto bei Bergamo 1750 — Paris 1800; Prof, rnath.
Pavia) und Batavien durch van Swinden vertreten war, die Grundlagen des
Gesetzes nochmals durchberaten hatte, definitiv zu 443"',296 festgesetzt. Das
betreffende Dekret datiert von 1799 IV 24 und zugleich wurde Lenoir beauf
tragt, zwei Normalmeter in Platin auszuführen (denjenigen der Archive und
denjenigen des Observatoriums), sowie eine Art Komparator, um Kopien der
selben möglichst genau vergleichen zu können. Für weitern Detail über diese
letztem Arbeiten kann auf „Cli. Wolf, Recherches historiques sur les étalons
de poids et mesures de l’observatoire et les appareils qui ont servi à les con
struire. Paris 1882 in 4.“ verwiesen werden; dagegen bleibt noch anzuführen,
dass schon Delambre (vgl. Base III 140) den Meter auf 443'",328 erhöhen oder
dann die Bestimmung treffen wollte, dass der acceptierte Meter seiner Defini
tion bei 8°,445 C. entspreche, und dass später (vgl. 428) Bessel fand, der Meter
sollte nach seiner Definition 443'",334 halten. — Anhangsweise mag ferner
erwähnt werden, dass die Ausgrabungen in Ninive beweisen sollen, dass die
Assyrer oder Babylonier schon vor circa 2 1 /, Tausend Jahren eine Art metri
sches System hatten: Ihre Grundmasse waren die Länge vom Ellbogen bis an
die Fingerspitzen (Coudée = 1°; Stadium = 360 u ) und ein dazu im Verhältnis
von 3:5 stehender Fuss ; Quadratfuss und Kubikfuss waren die Einheiten für
Flächen- und Körpermasse ; ein Kubikfuss Wasser war die Gewichtseinheit,
welche „Talent“ hiess; die Einteilung war durchweg sexagésimal, wie sie jetzt
noch bei Zeit und Kreis gebräuchlich ist. Es besass also schon dieses alte
System annähernd die schöne Gliederung, der das neue metrische System aus
schliesslich verdankt, dass es nach und nach auch in den meisten andern
Kulturstaaten eingeführt wurde und in der Wissenschaft jetzt fast ausnahms
los benutzt wird. — /. Glücklicherweise hatten die französischen Messungen
trotz der etwas voreiligen Dekretierung des Meters ihren ungestörten Fort
gang, indem nicht nur nach dem Wunsche von Méchain noch eine Fortsetzung
bis Formentera auf den Balearen beschlossen und nach dessen Tode, wie aus
dem „Recueil d’observations géodésiques, astronomiques et physiques. Paris
1821 in 4. (auch als Vol. IV der „Base“ zu betrachten)“ hervorgeht, von 1806
bis 1808 durch Biot und Arago wirklich durchgeführt wurde, sondern von 1869
hinweg, unter Leitung von General François Perrier (Vallerange in Gard
1834 — Montpellier 1888) und Kommandant Bassot, teils eine Revision der