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— Die Bemühungen von Krosigk. —
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Zu 4 4 3: a. Bernhard Friedrich v. Krosigk (Magdeburg 1G60? — Herxen
in Holland 1714) lebte erst in Wolfenbüttel, dann in Berlin als Oberst und
Geheimer Rat, liess sich 1705 an letztem Orte unter Leitung von Gottfried
Kirch eine Privat-Sternwarte bauen, und zog sich 1713 auf die ihm zugehörende
Herrschaft Herxen zurück. — b. Peter Kolb (Dorflas bei Wunsiedel 1675 —
Neustadt an der Aisch 1726; damals Hauslehrer bei Krosigk, später Rektor
zu Neustadt) und Job. Wilhelm Wagner (Heldburg in Franken 1681 — Berlin
1745; damals von Krosigk für seine Sternwarte berufen, später Akad. Berlin
und Ohristfried Kirchs Nachfolger) waren Schüler von Georg Christoph Einnnart
(vgl. 235), der als vorzüglicher Beobachter galt. — c. Als Hauptresultat er
gab sich für die Perigeums-Parallaxe des Mondes der bei 6' zu grosse Wert
von 67 V,', also eine schon für damals unverantwortlich schlechte Bestimmung,
und es ist zu begreifen, dass der fleissige und an diesem Misserfolge un
schuldige Wagner sich nur schwer und erst 1740 entschloss, in die Mise. Berol.
eine „Brevis narratio de ratione ac methodo observationum astronomicarum
auspiciis D. de Krosigk, Berolini et sinml in Capite Bonæ Spei, per aliquot
annos olim institutarum“ einzurücken. In dem dickleibigen Werke, das Kolb
unter dem Titel „Caput bonæ spei hodiernum, d. i. Vollständige Beschreibung
des Afrikanischen Vorgebiirges der Guten Hoffnung. Nürnberg 1719 in fol.
(holländ. Amsterdam 1727) ausgehen liess, findet sich (wohl aus guten Gründen)
kein gehöriger Aufschluss über die eigentliche Mission, und auch was der
Verfasser nach siebenjährigem Aufenthalt über Land und Leute beizubringen
wusste, war begreiflicherweise unerheblich, da Lacaille, auf Grund an Ort und
Stelle eingezogener Erkundigungen, erklärt: „Quoiqu’il en dise, il n’a fait aucun
voyage dans l’intérieur du pays“.
444. Die Expedition von Lacaille. — Ganz anders ge*
staltete sich die Sache, als ein halbes Jahrhundert später Lacaille
die Rolle am Kap und der junge Lalande diejenige in Berlin über
nahm H . Nicht nur wurde die Mondparallaxe mit der grössten
Sorgfalt ermittelt 6 , sondern auch die Sonnenparallaxe unter Be
nutzung verschiedener europäischer Beobachtungsserien mehrfach be
stimmt c , ja der unermüdliche Lacaille fand noch Zeit, die bereits
(424) besprochene Gradmessung auszuführen, die ebenfalls (186)
schon erwähnte Durchmusterung des südlichen Himmels vorzunehmen,
die, seinen alsbald (457) auseinander zu setzenden Arbeiten über die
Refraktion zu Grunde liegenden Beobachtungen zu absolvieren, und
überhaupt seine Expedition zu einer der fruchtbarsten aller Zeiten
zu machen d .
Zu 444: a. Als der treffliche Lacaille 1750 der Pariser Akademie die
Wünschbarkeit einer Kap-Expedition für Revision des südlichen Himmels,
genauere Parallaxenbestimmungen, etc., auseiuandersetzte, erhielt er ihren
vollen Beifall und bald auch von der Regierung die Zusage der ihm nöti
gen Unterstützung. Er forderte hierauf in seinem „Avis aux astronomes par
M. de La Caille, à l’occasion des observations qu’il va faire, par ordre du roi,
dans l’hémisphère austral. Paris 1750 in 4.“ die Astronomen zu den erforder
lichen korrespondierenden Beobachtungen auf, — führte sodann von 1750 X 21
bis 1751 IV 19 die damals noch äusserst mühsame und für ihn wegen heftiger
Wolf, Handbuch der Astronomie. II. 16