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— Die Methoden von Halley und Delisle. —
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den in Zeitdiffereuzen liegenden Massen der Sehnen auf ihren Abstand schliesst.
— b. So fand Halley, wie er selbst in einem Anhänge zu seinem „Catalogus
stellarum australium (616)“ erzählt, dass der von ihm 1677 X 28 a. St. be
obachtete Merkurdurchgang 5 1 ' 14 m 20 s in Anspruch genommen habe, und schloss
daraus unter Benutzung der von Th. Streete in seiner „Astronomia carolina
(10)“ gegebenen, aber allerdings noch sehr unvollkommenen Tafeln, dass
x = 21" und Q = 45“ sein müsse, — ein Ergebnis, das allerdings viel zu
wünschen übrig liess, aber wohl beträchtlich besser ausgefallen sein würde,
wenn ihm korrespondierende Beobachtungen zur Verfügung gestanden hätten,
geschweige wenn statt eines Merkurdurchganges ein Venusdurchgang Vor
gelegen wäre. Da nämlich für Merkur P c' 0,387 • c c*, für Venus dagegen
Pc' i=! 0,723 • cc' ist, so hat man nach 1, wenn sich x' auf 9, x“ auf 9 be
zieht,
G) — 613 • x' ^ —x'
U 387 5
o=
277
723
13
und es ist daher 9 für diese Bestimmung nahe 8 / 6 : 5 /, 3 4 mal günstiger
als 9, was auch Halley einsah und darum schon damals die Astronomen auf
den Venusdurchgang von 1761 vertröstete. — c. Ebenso sah Halley ganz gut
ein, dass für korrespondierende Beobachtungen die Auswahl der Beobachtungs
orte sehr wichtig sei, indem man dadurch die eine Verweilung erheblich ver
kürzen, dagegen die andere verlängern, und so den Einfluss der Parallaxe
stärker hervortreten lassen könne: Von c aus sieht man nämlich die Venus
in die Sonne eintreten, wenn sie in
den Punkt e, ihrer Balm gekommen
ist, und austreten in c 2 , — von a
und b aus bei ruhender Erde ein
treten in a! und b,, austreten in a 2
und b 2 , so dass die Bogen a( a 2 :=;
c, c 2 ;=; b, b 2 ; kömmt aber während
dem Durchgänge, infolge der Rotation
der Erde, a nach a' und b nach b',
so scheint für a' die Venus schon in a 2 ', für b' aber erst in b 2 ' auszutreten,
und es ist sehr merklich b, b 2 ' > a, a 2 '. Während somit z. B. für einen dem
Equator nahen Punkt durch die Erdrotation die Verweilung verkürzt wird,
so nimmt sie dagegen für einen Punkt auf der Mitternachtsseite des beleuchte
ten Poles (wo man den Eintritt Abends vor Sonnenuntergang und den Aus
tritt Morgens nach Sonnenaufgang beobachten kann) infolge derselben zu. —
d. Vgl. Halleys Abhandlungen „De visibili conjunctione inferiorum planetarum
cum Sole (Ph. Tr. No. 193 for 1691 III-—VI, jedoch Bestandteil des erst 1694
vollständig erschienenen Vol. 17 for 1693, und so oft falsch citirt), und: Me
thodus singularis quae Solis parallaxis, ope Veneris intra Solem conspiciendae,
tuto determinari poterit (Ph. Tr. 1716)“. — e. Joseph Nicolas Delisle (Paris
1688 — ebenda 1768) war Akad. Paris, brachte aber die Jahre 1725^—47 in
Petersburg zu, wohin ihn sein jüngerer Bruder Louis (Paris 1690 ? — Awatscha
in Kamtschatka 1741) begleitete, um von dort aus die nördlichsten Teile Russ
lands behufs Ortsbestimmungen zu bereisen. Für einen ältern Bruder vgl. 218 : d.
— f. Bezeichnen T( und T 2 die auf den Anfangsmeridian bezüglichen Zeiten,
zu welchen geocentrisch dieselbe Phase beim Ein- und Austritte statt hat,
T,', T,“, T 2 ', T 2 “ aber die Ortszeiten, zu welchen sie von zwei Beobachtern
unter den Längen w' und w“ gesehen wird, so hat mau nach 447 :22'