260 — Einfluss und Bestimmung von Parallaxe und Refraktion. — 456
Wirkungen derselben zu eliminieren, eine rühmliche Ausnahme ge
macht hatte 6 , ergab sich jedoch, als in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts die praktische Astronomie in Kassel und auf Hveen
einen neuen Aufschwung nahm , die unabweisbare Notwendigkeit,
derselben Rechnung zu tragen, ja es bemühten sich damals Wilhelm
und Tycho in anerkennenswerter Weise, betreffende Hilfstafeln zu
erstellen, wenn auch noch ohne grossen Erfolg, da ihnen das richtige
Verständnis der Erscheinung fehlte®.
Zu 453: a. Die auf Archimedes bezügliche Notiz soll in Theons Kommentar
zur Optik des Ptolemäus (Ed. Halma I 28) Vorkommen; jedoch dürfte es mit
dieser Kenntnis nach dem damaligen Zustande der Dioptrik nicht weit her
gewesen sein, — erwähnte ja noch ein Jahrhundert später der grosse Hipparch
die astronomische Strahlenbrechung nicht einmal, geschweige, dass er sie berück
sichtigte. Dagegen warf Kleomedes um die Mitte des ersten Jahrhunderts in
seiner „Cyclica consideratio meteorum“ (vgl. 4)“ bei Erwähnung einer sog.
horizontalen Mondfinsternis die seine betreffende Einsicht erweisende Frage
auf: „Ist es nicht möglich, dass der Strahl, der vom Auge ausgeht, indem
er eine feuchte, nebelichte Luftschichte durchschneidet, sich krümmt, und die
Sonne über dem Horizonte erscheinen lässt? Dann würde das Phänomen das
selbe sein als das, wodurch man einen Ring am Boden eines Gefässes, der
direkt nicht gesehen werden kann, durch hineingegossenes Wasser sichtbar
macht“. — Etwas mehr als ein Jahrhundert später schloss sodann Ptolemäus
aus dem Umstande, dass man die Poldistanz eines Gestirnes bei seinem Anf
und Untergange merklich kleiner als hei seiner Cnlmination finde, ganz richtig
auf die Existenz einer merklichen Refraktion des Lichtes durch die Atmosphäre,
und lehrte, dass dieselbe vom Zenite, wo sie verschwinde, nach dem Horizonte
hin beständig zunehme, wie man durch Vergleichung gemessener und berech
neter Zenitdistanzen eines Gestirnes leicht konstatieren könne; jedoch sprach
er hievon nur in seiner Optik und nicht im Almagest, — erwähnte auch keine
Versuche wirklicher Bestimmung. — b. Beruh. Walther bemerkte, wie aus
fol. 56 der „Scripta Regiomontani (389)“ hervorgeht, hei seinen Beobachtungen
wiederholt, dass die Gestirne schon etwas früher über dem Horizonte er
scheinen als sie nach der Rechnung aufgehen sollten, und als er sodann später
mit der Schrift von Alhazen bekannt wurde, ersah er nicht nur den Grund dieses
Faktums, sondern auch die Notwendig
keit, entweder hei den Beobachtungen die
Nähe des Horizontes zu vermeiden, oder,
wo dies nicht angehe, die Wirkung der
Refraktion bestmöglich zu eliminieren. Für
letzteres ging er am 7. März 1489, wo er
eine fundamentale Bestimmung der Länge
des Regulus zu machen wünschte und da
für (372) kurz vor Sonnenuntergang mit
einem ptolemäischen Astrolabium (386) den
Längenunterschied von Sonne und Venus
bestimmen wollte, in folgender Weise vor:
Nachdem er sein Diopter auf die durch die
Refraktion nach 0 gehobene Sonne S ge-