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— Die Refraktionstafel Keplers. —
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fraktion r,, wie dies z. B. nach den für e — r = x in
c (r + x)
a . a-Siz
Six =——r-
a + li
und
oder
Co x * Co x — c
übergehenden Formeln 2 und 1 wirklich leicht geschehen kann, — fand so
r, = 14' 49", was ihm mit der beobachteten Re
fraktion r, = 14' 22" hinlänglich übereinzustimmen
schien, um jene Werte als brauchbar betrachten
zu können, — und bestimmte schliesslich in der
selben Weise (also z. B. wieder nach 3) für eine
Folge von z die zugehörenden r, welche er sodann
auf pag. 125 seiner Schrift in der mit „Composita“
iiberschriebenen Rubrik den als „in aethere libero
rum inclinatio“ bezeichneten Zenitdistanzen gegen
überstellte. Das beistehende Specimen dieser Tafel,
dem zur Vergleichung die wirklichen Werte der
Refraktion beigegeben sind, zeigt uns, dass es Kep
ler wirklich gelungen ist, eine erste, für seine Zeit
bis auf mehr als 75 0 Zenitdistanz ganz brauchbare
und mit Recht einen seiner Ehrentitel bildende
Refraktionstafel zu erstellen. — Neben den Kepler-
schen Arbeiten sind auch diejenigen, welche sein
Zeitgenosse Chr. Scheiner in seinen drei Schriften „Sol ellipticus. Aug. Vind.
1615 in 4., — Refractiones coelestes. Ingolstadii 1617 in 4., — und: Oculus
sive fundamentum opticum. Oeniponti 1619 in 4. (auch Friburgi 1621 und London
1652)“ niedergelegt hat, nicht zu übersehen; denn wenn sie auch die Lehre
von der Refraktion nicht in ebenso hervorragender Weise gefördert haben,
so enthalten sie doch manche feine Bemerkungen und wertvolle Beobachtungen
und geben viele Anhaltspunkte für die Geschichte der Optik.
z
Refra
Kepler
ktion
wirkt.
0°
0"
0"
15
11
15
30
25
33
45
47
58
60
1' 28
1' 40
65
1 53
2 3
70
2 31
2 37
75
3 32
3 32
80
5 36
5 16
85
11 30
9 46
90
61 30
34 54
455. Cassini und die Pariser Akademie. — Als das
Brechungsgesetz (136) nach dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts
allgemein bekannt geworden war, lag offenbar die Aufgabe vor,
dasselbe für Erstellung einer neuen Refraktionstafel nutzbar zu
machen, und es ist nicht eines der mindesten Verdienste von Dom.
Cassini, dass er dieselbe mit grossem Geschick an die Hand nahm
und sodann wirklich eine wesentlich bessere und mit Recht sehr
beifällig aufgenommene Tafel berechnete ". Als sich dann allerdings
bald darauf im Schosse der Pariser Akademie die Ansicht Geltung
verschaffte, dass die Refraktion nicht nur mit der Zenitdistanz, son
dern auch mit der Dichte der Luft, d. h. bei Abnahme der Temperatur
und bei Zunahme des Luftdruckes, grösser werde, sah auch Cassini
ein, dass auf dem von ihm eingeschlagenen Wege nur eine, einem
mittlern Luftzustande entsprechende, gewissermassen astronomische
Tafel erhalten werden könne, und dieser noch eine den Variationen
von Temperatur und Barometerstand Rechnung tragende oder physi
kalische Korrektionstafel beigefügt werden sollte, überliess es jedoch
der Folgezeit, eine solche zu erstellen 6 .