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— Das Fernrohr mit Fadenkreuz. —
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haftigkeit, teils namentlich auch wegen ihrer fast beliebig zu wählenden Fein
heit. In Beziehung auf letztere kann z. B. angeführt werden, dass nach Struve
beim Pulkowaer Refraktor die Faden des Mikrometers bei einer Focaldistanz
von 22,55 Fuss einen scheinbaren Durchmesser von 0",32 oder also einen
wahren Durchmesser von 0,011"" n = ll'* besitzen, und Wolfer entsprechend für
die Faden des Positionsmikrometers ain Zürcher Achtfüsser den scheinbaren
Durchmesser gleich 0",949 oder den wahren Durchmesser gleich 11,5^ fand.
— Für die gegenwärtig bei den verschiedenen Instrumenten gebräuchlichen
Kombinationen von festen und beweglichen Faden auf deren später folgende
Beschreibung verweisend, bleibt noch zu erwähnen, dass die Faden bei Nacht
in geeigneter Weise, wie es schon Gascoigne anstrebte, sichtbar gemacht
werden müssen. Es wird dies entweder nach dem Vorschläge von Römer da
durch erreicht, dass man mit einem durchbrochenen Vorsteckspiegel durch
das Objektiv, oder noch besser nach Ramsden (vgl. Piazzi im Journ. d. Sav.
1788) durch die hohle Drehaxe und einen in ihrem Durchschnitte mit der
optischen Axe angebrachten, etwas drehbaren Spiegelring, der in neuerer Zeit
wohl auch zu Gunsten centrischer Beleuchtung durch eine Kombination von
kleinen Prismen und Spiegeln ersetzt worden ist, das Gesichtsfeld mässig be
leuchtet, wobei die Faden als dunkle Linien auf hellem Grunde erscheinen, —
oder endlich nach dem Vorschläge von M. A. Pictet (vgl. Bibi. univ. 1827)
durch eine Seitenöffnung an der Okularröhre Licht auf die Faden wirft, die
sich sodann als helle Linien vom dunkeln Hintergründe abheben. Bei Be
obachtung sehr heller Gestirne (Sonne, Venus, etc.) ist umgekehrt eine an
gemessene Abblendung notwendig, welche meist durch Vorsetzen farbiger oder
berusster Gläser erreicht wird, wie solche (vgl. Delambre IV 681 und Apians
Astronomicon) schon vor Erfindung des Fernrohrs durch die holländischen
Seefahrer und durch Peter Apian benutzt wurden.
332. Die graphische Bestimmung der Winkel. — In
den ältesten Zeiten waren die Begriffe von wahren und scheinbaren
Grössen oder Abständen noch nicht recht ausgeschieden , sonst
würde man nicht Feuerkugeln nach ihrer Grösse mit Pflaumen, Heu-
biindeln u. s. f. verglichen, — Mond und Sonne als Scheiben von
Ein Fuss Durchmesser beschrieben, — Distanzen von Sternen in
Ellen angegeben haben, — etc., und man hätte es nicht schon als
einen grossen Fortschritt zu bezeichnen, dass letztere etwas später
zuweilen in Mondbreiten ausgedrückt wurden. Erst nachdem man
sich über jenen Unterschied klar geworden war, konnte die Rede
von Winkelabständen sein und das Bedürfnis entstehen, dieselben
darzustellen, zu vergleichen und zu messen. Aus diesem letztem
ging sodann zunächst die sog. Schmiege a und aus dieser nach und
nach der sog. Messtisch mit Diopterlineal hervor'', nach dessen
späterer Vervollkommnung sich in Verbindung mit dem durch Tob.
Mayer eingeführten Principe der Multiplikation auch ein Mittel ergab,
auf graphischem Wege einen Horizontalwinkel mit grosser An
näherung zu bestimmen c ,