333
— Die Instrumente mit Gerad-Teilungen. —
27
mit Hilfe einer Tangententafel (Tabula fecunda in 63) berechnet, oder auch
in einer eigens dafür konstruierten Tafel aufgeschlagen. So z. B. hatte Regio-
montan am Morgen des 9. September 1471, wo ihm Mars fast in der Mitte
zwischen y Orionis und « Geminorum zu stehen schien, den Querstab 210 für
erstem Stern und Mars auf 674, für letztem Stern und Mars aber auf 662 zu
stellen, was nach 3, aber allerdings, wegen Unsicherheit von AE um minde
stens einen Teil, nur auf etwa 3' genau, den Distanzen 17° 42' und 18° 2'
entsprach. — Der Baculus von Regiomontan kömmt, abgesehen von dessen
grossem Dimensionen, mit dem zur Zeit von den Feldmessern und Seeleuten
viel gebrauchten Jakobsstabe überein, der entschieden schon lange vor ihm
existierte; denn wenn man auch jetzt mit Recht über die in „Ramus, Üft’eetkonst
in XXVII boeken vervat. Ut het Latijn in’t Neerduyts overgheset by Dirck
Hendricxz Houtman. Oversien, verrijckt en verklaert door Will. Snellium.
Amsterdam 1622 in 4.“ unter der Aufschrift „Kruys is een winckelhaeck met
oneven (ungleichen) beenen“ enthaltene Anmerkung „Tis een seer oudt In
strument, ende wordt ghemenlij de stock Jacobs (Baculus Jacob) ghenoemt,
ghelijck of se wel eer van den H. Patriarch Jacob ghevonden waer“, und
ähnliche Stellen bei andern altern Schriftstellern lächelt, ja höchstens (unter
der Annahme, dass früher die Teilung in einer Folge von farbigen Streifen
bestanden habe) mit Bartsch und Schickard in dem Namen eine Reminiscenz
an Genesis 30:37 findet, so ist nicht zu übersehen, dass Günther (vgl. Bibi,
math. 1885) in einem Codex der Münchner-Bibliothek, welcher in den Jahren
1445—50 von Theodorich Ruffo, Lektor des Minoriten-Klosters Groneberg, zu
sammengestellt wurde, eine Abhandlung „De baculo geometrico“ entdeckte,
welche bereits den Jakobsstab der Geometer beschreibt und auch den Namen
„Baculus Jacob“ kennt, — ja dies Instrumentclien sogar (vgl. seinen „Martin
Behaim“ in dem 1890 erschienenen Bd. 13 der Bayer. Bibi.) seither schon in
einer bereits 1342 aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzten Schrift
des 1370 verstorbenen spanischen Juden Levi ben Gerson erwähnt fand f denn
hiedurch ist offenbar des Bestimmtesten erwiesen, dass der Jakobsstab schon
um die Mitte des 14. Jahrhunderts existierte, — ferner ziemlich wahrscheinlich
gemacht, dass Regiomontan denselben in Wien, wo auch Ruffo unter Johannes
von Gmünden studiert zu haben scheint, kennen lernte, — und überdies die
frühere Vermutung widerlegt, es möchte sein Name mit dem Vornamen von
Jakob Köbel oder Cobilinius (Heidelberg 1470? — Oppenheim 1533; Studien
genosse von Coppernicus in Krakau, dann Stadtschreiber in Oppenheim) Zu
sammenhängen, der von demselben in seiner „Geometrey. Mainz 1535 in 4.“
handelte, sowie die Annahme, dass Johannes, der sich allerdings als Erfinder
und Verfertiger mathematischer Instrumente auszeichnete, auch der Jakobs
stab zu verdanken sei; dagegen habe ich noch anzuführen, dass Ruffo für den
Querstab die Bezeichnung „Volvella“ benutzte, während er sonst wohl auch
„Hammer (marteau, martello = martolojo — martologio, vgl. 63: a) u genannt
worden sein soll. Vgl. auch die früher (321: a) erwähnte Schrift von Breusing,
welche in mehreren Einzelnheiten von meiner Darstellung etwas abweicht.
33 4. Die Instrumente mit Kreisteilungen und die
ältern Teilmethoden. — Bei der grossen Mehrzahl der zu Winkel
messungen bestimmten Instrumente kommen geteilte Kreise zur Yer-