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— Die altern Ablesemittel.
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statt geradlinigen Transversalen, durch das Centruin gehende Transversal
kreisbogen angewandt werden sollten, — dass aber praktisch dadurch nichts
Besseres erreicht würde.
«13S)a Der Vernier. — Im Laufe des 17. Jahrhunderts machte
der von Pierre Vernier eingeführte „Secteur mobile“, d. h. ein mit
dem Index verbundener, also mit ihm an dem geteilten Kreise
herumgeführter Ililfsbogen, auf welchem n ! 1 Teile der Haupt
teilung in n Teile abgeteilt, und somit Differenzen sichtbar gemacht
werden, welche 7 n eines Teiles der Hauptteilung und seinen Viel
fachen entsprechen, den Transversalen immer grössere Konkurrenz,
um letztere schliesslich ganz aus dem Felde zu schlagen a . Diese
früher fälschlich „Nonius“, jetzt fast allgemein Vernier genannte,
auch auf geradlinige Scalen übergetragene Hilfsteilung h bildet noch
immer, wenn auch bei grossem Kreisen meist in Verbindung mit
dem sofort zu beschreibenden Ableseinikroskope, unser Hauptmittel
um sichere und genaue Ablesungen zu erhalten c .
Zu 339: a. Pierre Vernier machte nämlich in seiner Schrift „La con
struction, l’usage et les propriétés du quadrant nouveau de mathématiques.
Brusselles 1631 in 8.“, für deren Detail ich auf Mitth. 33 von 1873 verweise,
den Vorschlag, einem geteilten Quadranten einen beweglichen Hilfssector
beizugeben, auf welchem ein n + 1 Teilen der Hauptteilung entsprechender
Bogen nur in n Teile zerlegt sei; speciell wählte er für einen in Halbgrade
geteilten Quadranten von ein Fuss Radius einen Hilfsbogen, dessen Länge
31 Halbgrade betrug, und teilte denselben nur in 30 Teile, so dass ein Hilfs
teil um */ 30 länger als ein Hauptteil war, also vergleichungsweise eine einzelne
Minute gegeben wurde, und man bei irgend einer Stellung des Index nur zwei
zusammenfallende Striche der beiden Teilungen aufzusuchen brauchte, um
zu wissen, wie viele Minuten man dem abgelesenen Halbgrade beizufügen habe.
— Schon Jean-Bapt. Morin zog in seiner „Longitudinum scientia. Parisiis
1634 in 4.“ den neuen Vorschlag beifällig in Betracht, und mehr und mehr
befreundeten sich auch andere damit, so dass die Transversalmethode immer
seltener zur Verwendung kam und im 18. Jahrhundert nur noch ausnahmsweise
(vgl. Verz. 40 und 304) gebraucht wurde. — b. Wenn auch der Grundgedanke
von Vernier demjenigen von Nonius verwandt war, so ist es doch offenbar
ganz unzulässig, in dem unpraktischen Vorschläge dieses letztem die Be
rechtigung finden zu wollen, dem so nützlichen Hilfsbogen des erstem den Namen
L> ,.- \90° a „Nonius“ beilegen zu wollen, während ihm der
Name „Vernier“ ganz gut steht, jedenfalls noch
eher mit „Clavius“ vertauscht werden könnte.
Clavius teilte nämlich in seiner „Geometria
practica. Roma 1604 in 4.“ (auch Opera II) mit,
dass Jak. Curtius, mit welchem er zur Zeit,
wo dieser als kaiserlicher Legat beim Papste
in Rom stand, viel verkehrte, die theoretisch
ganz hübsche Idee gehabt habe, den Vorschlag
von Nonius dadurch zu verbessern, dass man
jeden Hilfsquadrauten um a verlängere und