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— Das Ablesemikroskop. —
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Ablesemittel geschaffen", welches später bei grossen und fein
geteilten Kreisen noch in der Weise zweckmässig abgeändert wurde,
dass man über denselben zusammengesetzte Mikroskope aufstellt,
in deren Bildebene sich ein Rähmchen befindet, welches einen zum
Kreise radialen Doppelfaden besitzt und mittelst einer Schraube
messbar verschoben werden kann 6 . Dass diese, anfänglich von
einzelnen mit Misstrauen aufgenommene Neuerung c , einen wesent
lichen Fortschritt bezeichnet, wird jetzt kaum mehr in Abrede
gestellt, — jedocb ist es allerdings notwendig, aof alle Neben
umstände zu achten, wenn nicht die grössere Genauigkeit der Ab
lesung illusorisch werden soll d .
Tjii 340: a. Um bei irgend einer Stellung des Index seinen Abstand x
von dem vorhergehenden Teilstriche zu erhalten, hatte man nur nötig, sich
die ihr entsprechende Trommelstellung c zu merken, — dann durch Drehen
der Schraube einmal zum vorhergehenden und einmal zum nachfolgenden Teil
striche zu gehen, — beide mal die Stellungen a und b an der Trommel abzu
lesen , — und endlich, wenn d den bekannten Abstand der beiden Teilstriche
bezeichnet, x aus der Proportion x : d — (c — a) : (b — a) zu berechnen, was
besonders leicht geht, wenn d und (b — a) schon bei Konstruktion des Instru
mentes in ein einfaches Verhältnis gebracht werden. — In der That wurde
dieses Mittel schon durch Hevel neben Transversalen und Vernier mit Erfolg
benutzt, — dann wieder durch Louville in seiner „Application du micromètre
à la lunette du quart de cercle astronomique (Mém. Par. 1714)“, sowie durch
G. Graham und T. Mayer beliebt, — und noch gegen Ende des vorigen Jahr
hunderts durch Cary angewandt. — b. Beim Ablesemikroskope ist die Mani
pulation wesentlich dieselbe, wie bei der einfachen Mikrometerschraube, nur
dass sie sich genauer ausführen lässt und dass namentlich das gewünschte
einfache Verhältnis leichter erhältlich ist, da sich nun der Faden nicht über
die Teilung selbst, sondern nur über ein Bild derselben bewegt, und dieses
Bild durch Verschieben des Mikroskopes vergrössert oder verkleinert werden
kann. — Nachdem schon Römer (vgl. 377 : a) die Nützlichkeit angedeutet,
wurden solche Ablesungsmikroskope namentlich durch den Duc de Chauines
und durch Ramsden ausgeführt. So z. B. befanden sich bei dem 2 ‘/¿-füssigen
Azimutalkreise, welchen letzterer 1797 für die von Tralles in der Schweiz
(vgl. Gesch. der Venn.) beabsichtigten trigonometrischen Messungen lieferte,
zwei Ablesemikroskope, bei welchen auf ein Interval (‘g 0 auf Messing) 10
Schraubengänge gingen, während die Schraubentrommel 20 Teile hatte, so
dass 3" abgelesen werden konnten. — Bei 20- und mehrzölligeu Kreisen, bei
welchen die Feinteilung auf 2' getrieben ist, wählt man in der Regel ein
Mikroskop, dessen Schraube 2 Umdrehungen nötig hat, um das Bild der 2' zu
durchlaufen, und giebt der Trommel 60 Teile, so dass man an der letztem
einzelne Sekunden ablesen, ja noch deren Zehntel abschätzen kann. Am be
quemsten ist es, dabei die Trommel so zu stellen, dass an ihr Null abgelesen
wird, wenn der bewegliche Faden auf dem Index im Gesichtsfelde des Mikro
skopes steht, während ihre Bezifferung derjenigen des Kreises entgegenläuft.
— Andrew Graham (Fermanagh in Irland 1815 geh.; Obs. Markree-Castle und
Cambridge E.) hat an einem Meridiankreise von Troughton und Simms von
914 ,nm Durchmesser mit einem Mikroskope von 60-facher Vergrösserung 100 Ein-