Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

349 — Azimutalquadrant, Theodolit und Universalinstrument. — 49 
dabei besass sein Azimutalkreis 4' Durchmesser, sein Quadrant 5' Radius, und 
beide waren direkt in Minuten abgeteilt, während Transversalen 10" abzu 
lesen und 5" abzuschätzen erlaubten. — b. Während mutmasslich Römer der 
erste war, welcher (vgl. die Bas. astr.) den Quadranten durch einen Vollkreis 
ersetzte, und Ramsden derjenige Mechaniker, welcher in dem 1789 nach 
Palermo gelieferten, über einem dreifiissigen Horizontalkreise spielenden fünf- 
fiissigen Vertikalkreise den grössten Altazimut mit Vollkreis erstellte, — kommt 
dagegen nach einer Note, welche Maclaurin 1745 seiner Übersetzung von 
Dav. Gregorys „Practical Geometry“ beigefügt haben soll, das noch grössere 
Verdienst, das ganze Instrument zu einem tragbaren und dennoch leistungs 
fähigen Apparate kondensiert, d. h. einen ersten Theodoliten geschaffen zu 
haben, dem englischen Mechaniker John oder Jonathan Sisson (1690? — 1760?; 
Schüler von Graham, der auch Bird bei diesem einführte) zu. — Über den- 
Ursprung des Namens" ^Theodolit“ sind die Gelehrten nicht einig; jedoch hat 
die von Breton de Champ aufgestellte Ansicht, er sei durch Zusammenziehung 
aus „The Alidada“ entstanden, viel für sich, zumal in dem Werke „Leonard 
Digges, Pantometria, a geometrical practical treatise (London 1571 in 4.; 2. ed. 
1591 durch Sohn Thomas)“ das einen geteilten Kreis mit Alidade beschreibende 
Kapitel 27 die Aufschrift „The composition of the Instrument called Tiieo- 
dolitus“ besitzen soll. — In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts von 
den Short (vgl. 387), Adams, Brander, Ramsden, etc., in zahlreichen Exemplaren 
und fortwährend etwas besser ausgeführt, wurde sodann dem Theodoliten im 
Anfänge des laufenden Jahrhunderts sein gegenwärtiger mustergiltiger Bau 
durch Reichenbach gegeben, auch ein sog. Versicherungsfernrohr zur Kontrole 
des unveränderten Standes beigefügt und durch Drehbarmachen der Limben 
beider Kreise die Multiplikation und Repetition der Winkel ermöglicht. Schon 
1812 stellte Baron v. Zach, der 1807 eigens nach München gereist war, um 
Reichenbachs Theodoliten kennen zu lernen, denselben das glänzende Zeugnis 
aus: „Die Repetitionstheodoliten von 8 Zoll sind für die allergenausten geo 
dätischen Vermessungen hinlänglich und schon desswegen dazu zu empfehlen, 
weil sie wegen ihres sehr geringen Gewichts so transportabel sind und so 
wenig Raum einnehmen, dass man sie auf alle Berge, Thürme, etc. bringen 
kann. Man gelangt bei ihnen schon nach der 10. Wiederholung (öfters früher) 
auf die stehende Sekunde. Was diesen Werkzeugen diese grosse Vollkommen 
heit gibt, ist, ausser ihrer feinen mechanischen Ausführung, ihre äusserst wohl 
ausgedachte Bauart“. — Seit jener Zeit haben sich nun allerdings die An 
forderungen sehr gesteigert, aber es ist den Mechanikern gelungen, mit den 
selben Schritt zu halten; namentlich ist der, noch bei den ältern Theodoliten 
Reichenbachs verkümmerte, ja zuweilen nur durch ein Segment vertretene 
Höhenkreis in gleiche Rechte wie der Horizontalkreis eingesetzt worden. — 
c. Für geographische Ortsbestimmungen war der Theodolit weniger geeignet, 
da für solche die Beobachtung von hohen Sternen notwendig war; aber auch 
da wusste sich der ausgezeichnete Münchner Mechaniker zu helfen, indem er 
einen, allerdings bereits 1637 von Hevel (vgl. Selenographia pag. 27) aus 
gesprochenen, aber dann wieder so ziemlich vergessenen Gedanken zu Hilfe 
nahm. Schon 1816 konnte nämlich Horner aus Zürich an Repsold schreiben: 
„Reichenbach hat eine neue Art Theodolit verfertigt, bei welchem das beweg 
liche Fernrohr unter einem rechten Winkel gebrochen ist, dergestalt, dass 
man zur Seite durch die Queraxe hineinsieht; Herr von Zach gibt ihm 
Wolf, Handbuch dev Astronomie. II. 
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