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— Das Planisphärium und andere graphische Hilfsmittel. —
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Aranea auf das Planisphäriuni legt, von letzterem möglichst wenig verdeckt
wird. — Das Dorsum endlich ist einfach die Rückseite der Mater und zeigt eine
Kreisteilung, über welcher eine Alidade (Linea fiducie) zur Höhenmessung
spielt, während ein konzentrischer Kreis so in die Monate und Jahrestage ab
geteilt ist, dass das Null der Kreisteilung der Frühlingsnachtgleiche (jetzt
III 21) entspricht. In dem freien innern Raume ist gewöhnlich noch zum
Überflüsse ein sog. Purbach’sches Quadratum (333) angebracht. — c. Der Ge
brauch des Astrolabium planisphserium ist sehr mannigfaltig: So z. B. lässt
sich auf dem Dorsum die irgend einem Jahrestage zukommende Länge der
Sonne, oder der einer gegebenen Länge entsprechende Jahrestag ablesen, —
die Höhe der Sonne oder irgend eines Sternes messen, — etc. Hat man aber,
z. B. Nachmittags, die Höhe der Sonne gemessen und für den betreffenden
Tag ihre Länge abgelesen, so sucht man letztere am Zodiakus des Rete auf,
bringt durch Drehen des Rete den erhaltenen Punkt rechts (Vormittags links)
in den der gemessenen Höhe entsprechenden Almucantarat, und stellt den
drehbaren Radius auf den gefundenen Punkt ein; die Spitze des Radius giebt
sodann am Stundenkreise der Mater die Sonnenzeit der Beobachtung. Bringt
man denselben Punkt des Zodiakus in den Horizont oder in die Linea crepus
culi, so erhält man entsprechend die Zeit des Sonnen-Unterganges (Aufganges)
oder des Endes (Anfanges) der Dämmerung. Dreht man das Rete so, dass
die einem bestimmten Sterne entsprechende Spitze in den Horizont oder in
den durch Messung der Höhe bestimmten momentanen Almucantarat fällt, so
ergiebt sich einerseits das betreffende Azimut des Sternes durch Aufsuchen des
durch die Spitze gehenden Vertikales, und anderseits, wenn man das Rete
festhält und den Radius auf die Sonnenlänge einstellt, die dem Stande des
Sternes entsprechende Sonnenzeit. Bringt man endlich die Spitze des Sternes
in die Mittagslinie und den Radius wieder auf die Sonnenlänge, so erhält man
die Sonnenzeit der Culmination, während die yR des Sternes die gleichzeitige
Sternzeit giebt, so dass man auf diese Weise beide Zeiten vergleichen kann.
Es erlaubt also wirklich dieses Instrumentchen namentlich alle die Zeitbestim
mung betreffenden Aufgaben annäherungsweise in einfachster Art zu lösen,
und man kann begreifen, dass es sich zur Zeit einer ausserordentlichen Beliebt
heit erfreute. — d. Im Morgenlande, und namentlich bei den Arabern, welche
berühmten Constructeurs von Astrolabien, wie z. B. einem Astronomen des
Khalifen Al Mamoun, Aly Ibn, den Beinamen „Al Asterlaby“ gaben, wurde das
Astrolabium schon frühe hoch gehalten, sowie vielfach ausgeführt,, und es haben
sich verschiedene Exemplare bis auf unsere Zeit erhalten, so dass z. B. Sedillot
(Mem. von 1841 p. 172 f.) ein auf der Pariser Bibliothek befindliches, um 905
konstruiertes arabisches Astrolabium, und (Ann. Obs. Paris, Mem. IX) ein
von dem Perser Abd-Ul-Ai'ma verfertigtes Astrolabium beschreiben konnte.
Vgl. ferner „B. Dorn, Uber vier in Russland befindliche Astrolabien mit morgen
ländischen Inschriften (Bull. Pet. 1838—44), — Wöpke, Über ein in der k. Biblio
thek zu Berlin befindliches arabisches Astrolabium (Berl. Abh. 1858), — Sarrus,
Description d’un astrolabe construit ä Maroc en 1208. Strasbourg 1852 in 4.,
Alm. da Schio, Di due astrolabi in Caratteri cufici occidentali trovati in
Valdagno (Veneto). Venezia 1880 in 4., — etc.“ — Auch im Abendlande fand
das Astrolabium bald Eingang, so dass schon Hermannus contractus (Altshausen
1013 — Reichenau 1054; ein in Reichenau studierender und später lehrender
Graf von Vehringen, dessen elender Körper ein seltenes Genie beherbergte)
„De mensura et de utilitatibus astrolabii (in Thesaurus Pezii abg.) schrieb,