363 — Bestimmung aus Durchgängen durch den Vertikal einer Mire. — 77
Bestimmung aus Durchgängen durch den Vertikal
einer Mire. — Wählt man eine dem Meridiane nahe Mire und
verlegt die Beobachtungen in deren Vertikal, so kann man mit
einem stabilen und gut berichtigten Instrumente bei Benutzung von
passenden Sternen und zweckmässiger Anordnung der Bestimmungen
ebenfalls ein zuverlässiges Azimut erhalten und geniesst überdies
den wesentlichen Vorteil, dasselbe nicht noch mit Hilfe des Hori
zontalkreises auf die Mire übertragen zu müssen, folglich von dessen
Genauigkeit abhängig zu werden
Zn 363: n. Aus der Fehlergleichung 362:2, welche sich mit Hilfe von
177 auch auf die Form
d w = (Si q> + Co q> • Co w • Ct z) • d s — Si w • Ct z • d q> 1
bringen lässt, geht hervor, dass man, wenn die Mire nicht sehr weit vom
Meridiane abliegt und zenitale Sterne vermieden werden, zwar immer noch
einen kleinen Fehler in der Polhöhe nicht sehr zu fürchten braucht, dagegen
eine Unsicherheit in der Zeitbestimmung doch unter Umständen recht schädlich
auf das Resultat einwirken kann. Benutzt man jedoch unter Voraussetzung,
es sei entweder
Ct z = Tg cp ■ Se w oder Ct z 2 — Ct z, = 2 Tg q> ■ Se w 2
sei es einen den Vertikal der Mire nördlich vom Zenite in der Distanz z
passierenden Stern, sei es, was noch besser, das Mittel aus den Ergebnissen
zweier Sterne, von welchen der eine in der Zenitdistanz z, südlich, der andere
in der Zenitdistanz z., nördlich passiert, so reduziert sich 1 in beiden Fällen auf
d w f=; Tg w • Tg cp • d <p 3
und es wird somit jene Unsicherheit ebenfalls unschädlich. — Wird für das
Resultat eine grössere Genauigkeit beansprucht, so kommen dann allerdings
auch noch die zufälligen Beobachtungsfehler, die übrig gebliebenen Instru
mentalfehler, etc., in Betracht; aber es lassen sich auch diese durch Verviel
fachung und symmetrische Anordnung der Beobachtungen so ziemlich be-
meistern, wie dies z. B. (vgl. Mittli. 62 von 1884) die im Mai 1884 durch Alfred
Wolfer von der Zürcher Sternwarte aus durchgeführte Bestimmung des Azi
muts der Mire auf Rigi-Kulm zeigt, auf welche ich für den Detail einer solchen
Operation verweise.
3<>4. Einige andere Methoden zur Bestimmung des
Azimutes. — Von verschiedenen andern Methoden, welche im Laufe
der Zeiten zur Bestimmung des Azimutes vorgeschlagen wurden,
erwähne ich um ihres hohen Alters willen diejenige, wo man zwei
Höhen eines Gestirnes und die entsprechende Azimutaldifferenz
misst“, — ferner, wegen einer wichtigen Verwendung, diejenige,
wo man die scheinbare Distanz eines Gestirnes von der Spitze eines
Signales und die beidseitigen Höhenwinkel ermittelt ft , — und end
lich, weil sie jeder Voraussetzung bar ist, diejenige, wo an einem
Universalinstrumente drei Visuren nach einem Sterne festgelegt
werden c .