Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

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— Die Horrebow-Talcott’scbe Methode. — 
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entsprechen. Die Biegungsdifferenz endlich fällt kaum in Betracht, und es 
geht somit 3 in die bequeme Formel 
<p — ‘/ 2 (d, + d 2 ) -j- m — 1 -f «' • m 4 
über, wo überdies die zwei letztem Glieder nur bei ganz genauen Be 
obachtungen zu berücksichtigen sind. — Unter der soeben erwähnten Verein 
fachung spätestens durch Pet. Horrebow in Band III seiner „Opera matlie- 
matico-physica. Hafniae 1740—42, 3 Vol. in 4.“ angedeutet, wurde diese Methode 
(vgl. Joh. Bernoullis Nouv. litt. Cali. 3, p. 166) durch Tob. Mayer an Karsten 
Niebuhr (Lüdinsworth in Hannover 1733 — Meldorf in Süder-Dithmarschen 
1815; damals dänischer Ingenieurlieutenant, später Landschreiber zu Meldorf) 
empfohlen und von diesem 1762—67 auf seiner Reise nach Arabien mit Vorteil 
gebraucht, — bald darauf (vgl. Jungnitz, Beiträge zur praktischen Astronomie. 
Breslau 1791—94, 4 Bde. in 8.: I 212—53) auch von Pater Maximilian Hell 
(Schemnitz 1720 — Wien 1792; Jesuit; Dir. Obs. Wien) beim Venusdurchgange 
von 1769, wie er sagt „aus Noth“, zur Bestimmung der Breite von Wardoehus 
benutzt. Später so ziemlich vergessen, wurde dieselbe Methode (vgl. Report 
of the U. S. coast survey for 1857), von dem amerikanischen Kapitän Andrew 
Talcott (Connecticut 1797—1883; später Ingenieur) in der obigen Weise etwas 
verfeinert, neuerdings beliebt, wohl auch nach ihm benannt, — sodann durch 
Chester Smith Lyman (Manchester in Conn. 1814 — New Ilaven 1890; Auto 
didakt; Prof. phys. et astr. New Ilaven) von 1852 hinweg (vgl. Amer. Jonru. 
of Science 1860) und andere mittelst Konstruktion von passenden Instrumenten 
gefördert, — ja es hat A. W. Napierski in seinem Programm-Aufsatze „Die 
Polhöhe von Mitau (Mitau 1874 in 4.)“ den faktischen Beweis geleistet, dass 
man mittelst derselben, bei gehöriger Sorgfalt und wiederholter Anwendung, 
sogar ganz gute Resultate erhalten kann. In der neuesten Zeit bei geodäti 
schen Aufnahmen vielfach angewandt, hat sich dieses Verfahren auch noch in 
einer ganz andern Weise bewährt: Da nämlich d, -f- d 2 im Laufe des Jahres 
mit der Summe der Aberrationen beider Sterne in Deklination variiert, so 
muss nach 3 auch die Grösse m = V 2 (z, — z 2 ) einen entsprechenden periodi 
schen Wechsel zeigen, folglich die Möglichkeit bestehen, aus den mikrometrisch 
mit grosser Genauigkeit bestimmbaren Variationen von m die Aberrations 
konstante mit befriedigender Sicherheit zu ermitteln, — und in der That 
erhielt F. Küstner, vgl. seine „Neue Methode zur Bestimmung der Aber 
rationskonstante. Berlin 1888 in 4.“, auf diese Weise für dieselbe den Wert 
20",526 + 0",012, welcher mit der Bestimmung von Nyrén (264) sehr nahe 
übereinstimmt. — Für ein ziemlich ebenbürtiges, sogar keine Mikroineter- 
schraube bedürfendes Verfahren vgl. „G. Lewitzky, Über eine neue Polhöhen 
bestimmungsmethode. (Puhl. I von Charkow 1891.)“ 
3ÍO. Einige andere Methoden der Polhölienbestim- 
nillllg. — Ausser den bereits erwähnten Verfahren zur Bestimmung 
der Polhöhe sind im Laufe der Zeiten noch manche andere vor 
geschlagen worden. Da jedoch dieselben grösstenteils von unter 
geordneter Bedeutung sind, so beschränke ich mich auf einige be 
treffende Notizen und literarische Angaben", um dadurch den 
nötigen Baum für eingehende Behandlung der Messungen im Meri 
dian und im ersten Vertikal vorzusparen b .
	        
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