Pikrinsäure und Nitrokresol des Handels.
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kresols durch fraktionierte Fällung bewerkstelligt, entweder mit Salpeter
säure oder mit Thallonitrat.
Käufliches Dinitrokresol, als gelber Farbstoff unter dem Namen
Viktoriaorange, auch als Safransurrogat, und vor einigen Jahren als
Insektengift unter dem Namen „Antinonnin“ in den Handel gebracht,
ist im wesentlichen ein Gemenge der Natriumsalze von Dinitro-p-Kresol
und Dinitro-o-Kresol. Als Verunreinigung kann Natriumpikrat zugegen
sein. Der Farbstoff wird von warmem Wasser leicht zu einer dunkel
gelben Flüssigkeit gelöst, aus welcher starke Säuren die Dinitrokresole
als einen schwach gelblichen, anfangs fast weifsen Niederschlag fällen,
welcher unter dem Mikroskop als ein Filz von dünnen farblosen Nadeln
erscheint. Die über dem Niederschlag sich ansammelnde Flüssigkeit
ist farblos. Pikrinsäure wird nach den Dinitrokresolen in gelblichen
Nadeln gefallt, und der gelöst bleibende Anteil färbt die über dem
Niederschlag stehende Flüssigkeit deutlich gelb. Hierbei ist indessen
zu bemerken, dafs ein grofses Übermafs von Salpetersäure oder Salz
säure diese Färbung grofsenteils aufhebt. Umgekehrt wird bei frak
tionierter Fällung einer Lösung der gemengten Ammoniumsalze mit
Thallonitrat zuerst Thallopikrat gebildet. Ist die Menge der Pikrin
säure nicht gar zu klein, so gelangt das Pikrat fast ausschliefslich
zur Krystallisation mit den ihm eigentümlichen gegitterten Formen
(21) und mit schwefelgelber Farbe, die am besten in reflektiertem
Licht wahrzunehmen ist. Die Thalloverbindungen der Dinitrokresole
kommen später, nach abermaligem Zusatz von Thallonitrat, zum Vor
schein. Durch freie Säuren, auch durch Essigsäure, kann ihre Kry
stallisation verhindert werden. Sie sind in Form und Farbe durchaus
von dem Pikrat verschieden: zierliche, reich verzweigte Rosetten, die
an Flechten und Moose erinnern, ihre Farbe, die
wiederum am besten in reflektiertem Licht gesehen
wird, ein sattes Orange, bei vorherrschendem p-
Kresol Feuerrot. Aus einer Zusammenstellung der
aufgezählten Eigenschaften folgt, dafs die Unter
suchung eines Gemengen der drei Natriumsalze in
zwei Abschnitte zerfällt. Zunächst kann der gröfste
Teil der Dinitrokresole durch unvollständige Fällung
mit Salpetersäure, Auswaschen mit kaltem Wasser und Absaugen mit
Filtrierpapier in fast reinem Zustande abgeschieden werden. Mutter
lauge und Waschwasser werden durch Abdampfen konzentriert, um
Fig. 38. Thallodinitro-
kresolat. 60:1.